Gemeinschaftsgüter und Demokratie

Gemeinressourcen, seien es ererbte wie die Luft, die Meere und das Süßwasser, oder kollektiv geschaffene wie das Wissen, die Sprache, das Internet, können grundsätzlich in unterschiedlichen Eigentumsregime überführt werden. Man kann sie privatisieren, wobei dann häufig wichtige Funktionen der Gemeinschaftsgüter verloren gehen. Man kann sie verstaatlichen. Oder man kann sie als Gemeinschaftseigentum managen, als Gemeinschaftsgüter. (zur Begrifflichkeit: hier)

Unser normativer Anspruch an jegliches Management von Gemeinressourcen ist ein vierfacher:

a) Gerechter Zugang zu dem Ressourcen

b) Gerechte Verteilung des Nutzens

c) Erhalt, Schutz und Mehrung der Ressourcen (Nachhaltigkeit)

d) Demokratie in der Entscheidungsfindung über die Ressourcen.

Bei privatem Eigentum an Gemeinressourcen ist die Erfüllung dieser normativen Ansprüche schwierig: sie stehen häufig im Konflikt mit einem absolut verstandenen Verfügungsrecht über das Privateigentum (dominium) und mit der exklusiv privaten Aneignung des Nutzens

Bei staatlichem Eigentum hängt alles an der Funktionsfähigkeit der demokratischen Institutionen. Die ist je nach Land besser oder schlechter ausgeprägt. Jedenfalls erweist sich der Staat nicht immer als ein guter Sachwalter der Gemeinressourcen. Zu oft gibt er Gemeinressourcen zur Plünderung frei, verteilt ihren Ertrag ungerecht, und erlässt Zugangsbeschränkungen zugunsten mächtiger Partikularinteressen.

Werden Gemeinressourcen als Gemeinschaftsgüter gemanagt, dann braucht es oft eigene demokratische Institutionen. Eine Herausforderung. Gemeinschaften können mehr oder weniger demokratisch verfasst sein. Vieles funktioniert erstaunlich gut. Doch traditionelle Commons-Management-Institutionen sind manchmal stark männlich dominiert. Und wie funktioniert Demokratie in einem weltweit vernetzten Zusammenhang wie der freien Software-Community?

Am schwierigsten ist es mit den globalen Gemeinressourcen. Wer ist da die Gemeinschaft: Wir alle? Doch noch gibt es kein breit verankertes Bewusstsein dafür, dass wir eine Weltgemeinschaft sind. Und die globalen Institutionen leiden oft unter massiven Demokratiedefiziten. Wie organisiert man globale Repräsentation?

Die Commons-Debatte beantwortet die Demokratiefrage nicht. Sie stellt sie neu.

Foto: Tagebau bei Cottbus. Von smitty42 auf Flickr

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