Spende & Verdiene

„Support artists & Make money!“ Das ist das Motto eines startups, welches ich mit Interesse beobachten werde: ForMyBand.de geht kommenden Monat online. Die Idee ist simpel: Einer der Gründer, Benjamin Uebel, erklärt:

„Wir wollen Bands eine Plattform bieten, auf der sie umfangreiche Unterstützung durch eine Internet-Community erhalten. Das bedeutet für die Bands auch: Geld, das sonst die Plattenfirma an ihnen verdient hätte, wird nun mit den Fans geteilt.“

Aber die Fans müssen sich auch ins Zeug legen. Anders gesagt: zuerst die Spende, dann (eventuell) die Gewinnbeteiligung.

Was mir an der Idee symphatisch ist: Es läuft wie bei der Freien Software, wo nicht gegen Microsoft gekämpft, sondern der Gigangt schlicht ignoriert wird. Da bleibt – wie auch bei ForMyBand- offenbar Kraft und Energie, um ein alternatives Modell zu entwickeln. Ein paar der zentralen Ideen dieses Modells finden sich auch in der Commonsdebatte: Teilen, Mittelsmänner ausschalten, Konsumenten (fans) und Produzenten (Musiker) näher zusammen bringen und damit bedarfsorientierter und demokratischer vorgehen. ForMyBand muß sich nicht um die Musikindustrie kümmern. Es reicht, sie zu ignorieren. Das Projekt wird mit Sicherheit sein Schärflein dazu beitragen, dass die Musikindustrie noch nervöser wird, als sie es ohnehin schon ist.

Denn wer seit Jahren Milliardenverluste beklagt und die halbe Bevölkerung kriminalisiert – um sich schließlich mit solch unkreativen Enten wie dem MUSICBON auf den Markt zu trauen, der hat ein echtes Problem. Zu dieser „umständlichsten Art Musik zu kaufen“ hier eine Verbraucherstimme.

Warum ich das hier poste? Wir feilen gerade an einem interdisziplinären Commonsprojekt. Eines der Themen habe ich: „Allmende als Organisationsprinzip: Gemeingüterbasierte und gemeinwohlorientierte Produktions- und Organisationsmodelle“ genannt. (Ich fürchte, das klingt nicht sonderlich aufregend.) Es wird also um die Lebensfähigkeit von Produktions- und Distributionsmodellen gehen, die sharing, Reziprozität, den Bezug zwischen community und Ressource (resp. Produkt) in den Mittelpunkt stellen.

Aus dem Projekt: „Zentral ist…, ob die Idee der gesellschaftlichen Verfügungsgewalt über Ressourcen zum Produktions- und Organisationsprinzip erhoben wird. Wo genau dies passiert, wächst ermutigend Neues. Es entstehen Projekte rund um den Globus, die Innovation, Kreativität, Produktivität und Kommunikation dynamisieren und sowohl die Commons anreichern wie auch private Erträge generieren.“

Die Frage, wie der Commonismus finanziert werden soll, stellt sich ja bei jedem Projekt auf’s Neue. Commonismus kostet. ForMyBand scheint mir ein (weiteres) beobachtenswertes Beispiel wie auch mit klassischen Anreizsysteme (ich „investiere“ in „meine Band“ und werde -möglicherweise- am Gewinn beteiligt) die Allmende, die kulturelle Vielfalt, wachsen kann.

4 Gedanken zu „Spende & Verdiene

  1. Kosten tuts nur so lange wir den Commonismus noch nicht haben. Wenn sich die Produzenten nicht mehr am Markt ihre Lebensberechtigung kaufen müssten sondern sie auch über ähnliche Modelle zu ihren Lebensmitteln (im weitesten Sinne) kommen, besteht irgendwann kein Bedarf mehr für Geld. Das ist dann Commonismus. Vorher ists nur Commons-based production im Kapitalismus.

    … wobei es hier ja noch nicht mal um commons ging. Es geht ja eher um ein Modell von Fans als Micro-Investoren, wenn ich das richtig verstanden hab.

  2. Ja, das stimmt: commons-based production im Kapitalismus. Auch schon nicht schlecht.
    Jenseits dessen, was commons sind und nicht sind, geht es um die Frage, wie Ressourcen(-systeme) als Commons erhalten werden können. Dh. zugänglich und nutzbar bleiben und in einer vitalen Beziehung zu (Nutzer-/ bzw. prosumer-) Gemeinschaften stehen. Und mich interessiert, nach welchen Prinzipien das funktioniert. Und ob der Blick auf diese Prinzipien eine gewisse Erfolgsvoraussage des Projekts ermöglicht.
    Bei ForMyBand ist es doch so, dass es ein kleines aber feines Projekt zu sein scheint, um Diversität der Musikkultur (das ist das common) zu fördern:
    Dabei setzen sie auf: Bindung der community an die Ressource, Reziprozität (Du kriegst nur was raus, wenn Du auch was einsetzt), direkte Kommunikation usw. (siehe auch den zweiten post von heute)

  3. Pingback: Commonsblog im April : www.who-owns-the-world.org

  4. Pingback: Formyband ist online « CommonsBlog

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