UNICEF macht den Bock zum Gärtner

Ein Liter trinken, 10 Liter spenden! So der Slogan einer deutschen UNICEF Kampagne. Trinken Sie VOLVIC, spenden Sie Trinkwasser! Wie bitte?

Demnächst kommt die WIPO und sagt: Installieren sie Microsoft und finanzieren Sie 10 Minuten Entwicklung freier Software.

Das verstehen Sie nicht? Ich auch nicht. UNICEF arbeitet allen Ernstes seit 2005 mit VOLVIC zusammen, um Geld für Brunnenbau in Äthiopien zu beschaffen. Hier geht’s zur Kampagne mit dem Flaschenwassergiganten.

„Mit jedem Liter Volvic naturelle sorgen Sie jetzt für 10 Liter Trinkwasser in Äthiopien.

Alle Produkte, die Sie im Aktionszeitraum in Deutschland kaufen, tragen zur Initiative bei.“

Der Aktionszeitraum läuft noch bis 31.7.2008. Das Ganze funktioniert so: Sie zahlen, Volvic „spendet“ -zum Brunnenbauen in Äthiopien- und setzt von der Steuer ab. Schönes Geschäft!

UNICEF -ohnehin im Kreuzfeuer der Kritik- hat wohl noch nichts davon gehört, dass es mit dem Flaschenwasser ein Problem gibt.

Die Flaschenwasserindustrie ist ein 10 Milliarden Dollar Geschäft. VOLVIC &Co haben mit allerlei Werbekampagnen dafür gesorgt hat, den Menschen das Trinken von Trinkwasser abzugewöhnen. In Deutschland mag das eine Bagatelle sein. Anderswo -vor allem in Drittweltländern- ist es ein Skandal.

Bei zahlreichen Lokalregierungen, unter anderem der von New York, ist die Botschaft, dass die Sozial- und Umweltkosten des Flaschenwassers (Transportkosten, Erdölverbrauch für Plastikerzeugung und Müllberge) für die Gesellschaft schlicht untragbar sind, bereits angekommen. Sie meidet Flaschenwasser zugunsten des Wassers aus der Leitung. Im Juni 2007 hatte bereits der Bürgermeister von San Francisco den Kauf von Flaschenwasser für die Stadtregierung verboten. Inzwischen sind es in den USA mehr als 30 Städte.

„Bottled water costs 4,000 to 10,000 times as much as tap water, according to the Think Outside the Bottle environmental campaign.

Die Flaschenwasserindustrie schöpft aus dem Vollen: Aus der Allmende – dem Grundwasser, den Bodenschätzen, der Aufnahmekapazität der Natur, der Infrastruktur für den Vertrieb ihrer Produkte. Doch sie refinanziert davon nur einen Bruchteil über Steuern. Und UNICEF hilft auch noch dabei, diese zu senken.

Ich verstehe das nicht!

Lesetip: mit Tony Clarke und Maude Barlow: Blaues Gold. Das globale Geschäft mit dem Wasser. (mit Tony Clarke) Kunstmann, 2003.

Die beiden haben 2005 für ihr Engagement den Alternativen Nobelpreis erhalten.

foto: DON’T DRINK THE WATER; NO, SERIOUSLY... on flickr by Nick Nada

Ein Gedanke zu „UNICEF macht den Bock zum Gärtner

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