Commons in Paradise Teil III (siehe auch hier und hier)
Lake Taupo ist ein Synonym für Forellen. Die am Ufer des Sees gelegene Stadt Taupo rühmt sich, „Forellenhauptstadt des schönsten Endes der Welt“ zu sein. Das schönste Ende der Welt ist Aotearoa. Riesenforellen von durchschnittlich 1,5 kg wimmeln durch den größten See Neuseelands. Auch 3 Kilogramm schwere Exemplare fühlen sich hier pudelwohl. Und sie schmeckten köstlich.
„Schmeckten“ – im Konjunktiv. Trotz des Forellenreichtums von Lake Taupo bekam ich an seinen Ufern keine einzige Forelle zu essen. Der Grund ist einfach: Die Fische, die täglich tonnenweise aus dem See gezogen werden, sind „nur für den persönlichen Verzehr“ bestimmt. Der Handel mit Forellen ist in Neuseeland verboten. (protection of trouts as a non commercial species). In Restaurants kommen sie nur auf den Tisch, wenn die Angler sie mitbringen. Ich hingegen hatte keine Angel und keine angelnden Freunde.
Allerdings bekommt man überall in Taupo gegen Gebühr einen Angelschein. Das schafft gewisse Kontrollmöglichkeiten. Doch vermutlich bricht die neuseeländische Bürokratie zusammen bevor es den Anglern gelingt, den riesigen See leer zu fischen. Small scale fishing eben. Lokalisierung statt Globalisierung der Nachfrage. Das ist nachhaltig und „community based“.
Die Angelei hat im sportlichen Neuseeland einen enormen nicht-kommerziellen Wert. Hier trifft man sich. Isst miteinander. Erholt sich. Ganz zu schweigen von den Ritualen der Maoris, den hui (Zusammenkünften zur Beratung von Angelegenheiten des Stammes, Unterstammes o.ä.) oder tangis (Trauerzügen), bei denen auch das gemeinsame Essen im Mittelpunkt steht.
Handelsverbot für Forellen heißt nun nicht, dass gar keine Forellenprodukte verkauft werden dürfen. Neuseeland exportiert zum Beispiel Forelleneier. Forellenfarmen zur Gewinnung derselben entstanden u.a., weil die Flüsse des Landes zwar die Fische ernähren können, aber nicht genügend Laichgründe bieten. So fährt Neuseeland eine Politik des Erhalts der Reproduktionskraft der Forelen ohne völlig auf Exporteinkünfte zu verzichten.
Warum den Neuseeländern nicht was Ähnliches für ihr Nutzholz einfällt, ist mir ein Rätsel.
foto: Maorie Felsenreliefs am Lake Taupo; on flickr by whistler1984 Sonstige Quellen: Ulrich Strobel: Neuseeland Handbuch, Reise Know-How, 2004. Zur Geschichte der Nachhaltigen Küstenfischerei in Neuseeland: Martin O‘ Connor: Community Based fisheries stewardship/ New Zealand, 28.07.1999 (kurz und lesenswert, insbesondere zum Unterschied zwischen traditionellen Fischereiregeln der Maoris (jurisdiction of kaitiaki – der „hüter des Fischs“) – und liberalen Ansätzen wie den weltweit durchgesetzten ITQs, Individual transferable Quotas, d.h. handelbaren, privaten Fangquoten.
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