Ohne Umschweife hier ein link auf Klima-der-Gerechtigkeit. Jörg zitiert Climateprogress:
„Yes, lots of people out there think happy talk about clean energy and green collar jobs is mainly what you need to get a massive government spending program. Not gonna happen. The happy talk can help sell the needed policies, but without the crisis, it leads nowhere.“ (Herv. von mir)
Die Panik an den Finanzmärkten macht über Nacht bislang Undenkbares denkbar. Die Konnotationen „staatlicher Eingriffe oder Regulierungen“, gar von Verstaatlichungen, haben sich massiv ver-rückt. Nach links.
Also, meint Jörg: „Ohne Krisenerfahrung werden wir nicht das entschiedene politische Handeln bekommen, das wir brauchen.“
Denn zwischen objektiver und gefühlter Klimakrise, gibt es eine Lücke. Eine abgrundtiefe Lücke. Voriges Jahr stand ich mit einem Kollegen aus Brasilien mitten im Herbst auf einer Berliner Dachterrasse. Strahlender Sonnenschein. Die reale und gefühlte Temperatur lag weit über den Erwartungen der Jahreszeit. Da sagt er:
„Wenn die Klimakrise sich gerade im Norden so anfühlt, werden wir mit dem Thema nie durchkommen, ist doch schön, wenn’s warm wird.“
Wahrscheinlich ist es die schiere Verzweiflung der Klimaexperten, wenn sie fordern: Let’s get the climate panic started!
Und wenn ich mir andere Commons ansehe: Wasserkrise, Kämpfe gegen Saatgutprivatisierung, Urheberrechtskriege um Zugang zu Wissen und Kultur (wobei es da wenigstens Licht am Horizont gibt) … dann denk ich tatsächlich manchmal: Was bringt diese ganze Schreib- und Diskutiererei?
Nur die reale und allgegenwärtige Verlusterfahrung der Commons kann klar machen, was auf dem Spiel steht. Ohne intakte Gemeinressourcen keine Gerechtigkeit, keine Nachhaltigkeit, keinen Frieden.
foto on flickr by litherland
Das kommt von der Verteidigungshaltung. Wir müssen halt selber commons aufbauen und nicht nur welche verteidigen.
Sicher nicht nur, aber auch. Anders als Freie Software kann man eben den Grundwasserspiegel nicht einfach aufbauen. Es ist wichtig, dafür die Sensibilität zu bewahren. Sonst werden wir die Commonsdebatte immer nur grüppchenweise führen, weil die „Ökos“ die „Internetfuzzies“ nicht verstehen.
Man kann den Grundwasserspiegel nicht einfach aufbauen, aber man kann die Communitys aufbauen, die sich um ihn kümmern: http://www.keimform.de/2008/10/08/community-building-in-zeiten-der-galoppierenden-krise/
Vielleicht ist das der einzige wirkliche Unterschied zwischen den kopierbaren und den nicht kopierbaren commons: Die einen kann man auch alleine aufbauen und die community kommt im Erfolgsfall von selbst, für die anderen braucht man erst eine community um dann commons generieren zu können?
schöner post übrigens, wollte mich längst dazu äußern…
Neulich fragte ich Christian, was eigentlich die schützenswerte Ressource am Bookcrossing ist. Da sagt er: Die Bücher. Mich überzeugt das nicht. Die Bücher sind auch nicht im luftleeren Raum entstanden und auch kopierbare Güter verbrauchen erst jede Menge natürliche, soziale und kulturelle Ressourcen, ehe sie entstehen. Und weil das so ist, brauchen auch die kopierbaren Ressourcen Bezugsgemeinschaften.
Ich halte die Unterscheidung von „common pool resources“, „common property regimes“ und „commons als soziale Beziehung“ für zentral, habe das ja mehrfach gepostet. Siehe: https://commonsblog.wordpress.com/2007/10/19/begriffliche-entwirrung/
Ein common pool (wie im Falle der Bücher im bookcrossing) ist eben nicht dasselbe wie eine common pool resource (land, wasser, ideen, spektrum, Kulturtechniken und code -wenn er erstmal da ist wie im Falle von Freier Software oder so wie er vorkommt – wie im Falle des genetischen codes).
Wenn wir erstmal einen common pool von irgendwas haben, dann ist das schön. Diverse geeignete Reproduktions und Distributionsformen gibt es dann genug. Aber wie kommen wir da hin?