Let’s Make Money oder: Die Beraubung der Gemeinschaft

Politisches Kino ist in… eine wahre Flut von Bildern zur Illustration schräger Verhältnisse. Neben dem neuen Ken Loach Film gibt es derzeit auch einen Streifen des österreichischen Dokumentarfilmers Erwin Wagenhofer: Let’s make money. Hier geht’s zur Filmbeschreibung und hier zur Rezension.

Herrmann Scheer, Präsident von Eurosolar International, Bundestagsabgeordneter und Alternativer Nobelpreisträger, kommentiert den Film und weiß:

Privatisierung kommt von privare, ein lateinisches Wort mit der Bedeutung ‚berauben‘.

Also, meint Scheer:

„Wenn nun eine Privatisierung stattfindet, dann werden Gemeinschaftsgüter von privaten Interessenten aufgekauft – oder sogar verschenkt … und das ist nichts anderes, als eine Beraubung der Gemeinschaft.“

So ist es. Es gibt allerdings noch andere Formen der „Beraubung der Gemeinschaft“ – also der „enclosure of the commons“. Es gibt noch mehr als Privatisierung.

Was Scheer meint, wird im Film an vielen Beispielen erklärt. Hier nur ein Häppchen aus Wien:

„Rügemer (Werner Rügemer, Uni Köln) sitzt in einer jener gemütlichen Wiener Straßenbahnen, von denen jeder annehmen würde, dass sie im Besitz der Stadt Wien sind und stellt klar: „Diese Straßenbahn gehört einem amerikanischen Investor. Vor ein paar Jahren hat der Stadtrat von Wien beschlossen, seine Straßenbahnen an amerikanische Investoren zu verkaufen. Dafür hat’s viel Geld gegeben, über 1 Milliarde Dollar – aber das hat die Stadt Wien gar nicht bekommen. Das ist weitergeleitet worden an englische und andere Banken, und die … zahlen dann für die Stadt Wien viele Jahre lang Leasingraten an den amerikanischen Investor, damit die Stadt Wien die verkauften Straßenbahnen wieder benutzen darf. Das muss man sich mal vorstellen!“

Einfach ist es ja noch, wenn jeder „annimmt“, dass etwas in Kollektivbesitz ist – also irgendwie was mit uns/ mit mir zu tun hat. Wenn es noch ein Gespür für den Verlust gibt, der da stattfindet. Denn nicht selten ist es so, dass wir gar keine Idee mehr davon haben, was eigentlich „uns gehört“. Nicht zum verbrauchen und zum verkaufen. Sondern zum nutzen, leben und erhalten. Anders gesagt: Wir haben uns an die Privatisierung der Gemeinschaftsgüter gewöhnt. Egal ob Boden, Stille, Wissen, Forschungsergebnisse oder öffentlicher Raum.

Wahrscheinlich muss es wirklich eine gigantische Bürgerkampagne geben, die erstmal feststellt: It’s ours!

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