Das Newsweek Magazin hat 4 Ideen identifiziert, die die Welt des 21. Jahrhundert verändern. Mit dabei: Peter Barnes und der Cap and Dividend (Skytrust) Ansatz.
Mehr dazu auf dem Commonsblog hier, hier und hier.
Daneben: Joseph Stiglitz, Cass Sunstein und der Genetikexperte George Church. Church hatte 2006 ein Personal Genome Project lanciert und Freiwillige gefragt, ob sie sich an der online-Entschlüsselung ihrer DNA beteiligen. Das Ziel (angeblich): „Personalisierte medizinische Dienste“. Mehr als 6,000 Leute haben sich eingeschrieben.
Mir wird da ja flau im Magen. Erstens weil …es wohl gar nichts zu geben scheint, was Menschen einfach für sich behalten wollen. Wir übergeben noch die im Wortsinn intimsten Daten freiwillig – ans Internet. Also an irgendwen! Wer garantiert aber im Gegenzug einen verantwortungsvollen Umgang mit denselben? Von irgendwem? Zweitens, weil ich glaube, dass in einer Welt, in der alle Reichtümer im Verhältnis 80:20 (oder schlimmer) verteilt sind, mit Sicherheit nur ein paar wenige Prozent am Ende „Zugang zu ihren personalisierten Gesundheitsdienstleistungen“ haben werden. Anders gesagt: Wir bewegen uns auf eine Welt zu, in der ein neues Klassensystem funktionieren wird. Die genrich auf der einen – die genpoor auf der anderern Seite. Vielleicht kommen irgendwann die, die eine „perfekte“ DNA nachweisen können, in den Genuss einer Art „Wertvolles-Erbgut-Bonus-Krankenversicherung“. Während jene, bei denen „bedenkliche Gene“ nachgewiesen werden (oder die sich weigern, ihre DNA komplett einsehen zu lassen) gar keinen Versicherungsanbieter mehr finden.
Doch zurück zu Peter Barnes. Zur Newsweek Nachricht passt eine Rezenzion seines Buches (Kapitalismus 3.0): Robert Lembke titelt: „Ein Manifest für das 21. Jahrhundert“
„Das Bemerkenswerte an diesem Buch ist … die Radikalität, mit der Barnes die gegenwärti- gen Missstände analysiert …
Allerorten wird über Mittel diskutiert, das System Kapitalismus 2.0 wieder zum Laufen zu bringen‘, …. Nirgends allerdings lassen sich Stimmen vernehmen, die eine so grundlegende Reform wie die von Barnes ins Auge gefasste anstreben.
… Dabei speist sich seine Vision einer besseren Gesellschaft aus einer ganz einfachen Idee, die wie ein roter Faden das gesamte Buch durchzieht: die Schaffung von Gemeinschaftsgütern (commons).“
Barnes plädiert für den Aufbau eines starken Gemeinschaftssektor, „der die ökologischen und sozialen Verwerfungen im Kapitalismus nicht mit einem Schlag, aber im selben Atemzug zu beseitigen oder doch zumindest zu mildern in der Lage wäre.“
„Dazu müsste jedoch … jener Prozess gestoppt werden, der bei Marx „ursprüngliche Akkumulation“ heißt… Barnes Verdienst ist es hier, mit Unklarheiten und Mystifizierungen weitgehend aufzuräumen. … im Prinzip handelt es sich … um einen kontinuierlichen Vorgang, wie er am Beispiel der Rundfunkfrequenzen vorführt: Indem der Staat diese kostenlos an interessierte Unternehmen vergibt … wird für einen kurzen Moment der ständige Aderlass an Gemeineigentum sichtbar….
Barnes entwirft in seinem Buch ein Gegenmodell:
„Trotz der scheinbaren Einfachheit trägt Barnes‘ Ansatz außerordentlich weit: So begreift er z.B. die immer aggressivere und sich stetig ausweitende Werbung als „Verschmutzung“ „unserer eigenen Gedanken und Gefühle“ (157, 156) – in der Barnesschen Terminologie: als unerlaubten Ausgriff privaten (Profit-)Interesses auf unseren Seelenhaushalt. …
Der Rezensent benennt auch einige Schwächen des Buches, u.a.
- die Beschränkung des Blicks auf die amerikanische Situation. (der Rezensent meint die USA!) – Barnes ist das bewusst. Er hat ein Buch geschrieben, mit dem er sich in us-amerikanische Politik einzumischen hofft. Oder das…
- „weitgehende Verschweigen der Transaktionskosten für den Übergang von Kapitalismus 2.0 zu Version 3.0.“, denn es werde eine „schwierige Übergangsphase hohen wirtschaftlichen Drucks verbunden mit einer schleichenden Enteignung der großen Unternehmen.“ geben. Wer, so fragt Lembke, zahlt hier die Zeche?
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