Die letzte Allmende: zugemüllt

The Tragedy of the Commons meets the final frontier„, so jüngst der Economist.

Im Weltall türmt sich der Müll. 18,000 Objekte reisen um die Erde. Davon sind nur 900 aktive Satellite. Der Rest ist Satelliten- und Raumfahrtschrott. Tendenz der Schrottprodukion: rasant steigend.

Egal ob die Chinesen einen alten Satelliten zerstören oder ein amerikanischer Satellit mit einem ausgedienten russischen kollidiert. Die Scherben bevölkern den Orbit… und erhöhen die Kollissionsgefahr.  Sie rasen mit 10.000 m/s durch den Raum. Und die Weltraumindustrie lässt sich mit der Lösung des Problems soviel Zeit wie die Autoindustrie mit der Marktreife des 3-Literautos.

Dabei ist das Zeug gefährlich, sagt der Economist. Gefährlich für die Satelliten, die für uns hier auf der Erde arbeiten (wenn sie uns ausspionieren, wär’s allerdings kaum schade drum), und hochproblematisch, weil der Müll nicht einfach mal verschwindet. Er bleibt Jahrzehnte oder Jahrhunderte da oben…

Das Deutsche Museum in München hat dazu übrigens eine sehr interessante kleine Ausstellung. Da bin ich mir zum ersten Mal des Dramas bewußt geworden.

Fazit des Economist:

„The orbits around the Earth are too valuable to let this happen. Space is a public common and humanity needs to value it. So it is time to stop so many satellites from flying blind.“

Dem folgt ein Plädoyer für ein international civil satellite-awareness system, dass es allen – Regierungen wie Unternehmen – ermöglichen sollte, im Weltraum sicher zu operieren und den herumrasenden Schrottsplittern zu entgehen. Zugleich aber müssten alle im Weltraum aktiven Nationen verpflichtet werden, die Müllproduktion und -„entsorgung“ im All zu verhindern.

Wir brauchen ein „Moratorium für schrotterzeugende Antisatellitentests“, präzisiert der Economist. Und wer immer einen Satelliten in Umlauf bringe, solle ähnlich einem Autofahrer künftig Haftpflicht für mögliche Schäden bezahlen.

Das Problem bislang: Der Weltraum wird wie Niemandsland benutzt. Eben nicht wie ein Commons! Das muss sich ändern.

Es gibt ja den Weltraumvertrag von 1967. Damals wollte man die Okkupation der Himmelskörper durch einzelne Staaten verhindern (Neil Armstrong betrat 1969 als erster Mensch den Mond.) Den könnte man vielleicht aus dem Dornröschenschlaf wecken, denn technologisch sind wir nun „weit genug entwickelt“ um auch noch die letzte Allmende zu zerstören. Die Erosion der Commons folgt dem Takt der technologischen „Fortschritts.“

Nichts scheint sich die Menschheit bewahren zu wollen, nicht mal den unbeschwerten Blick in den Sternenhimmel.

foto on flickr by Peter Heinzen

Ein Gedanke zu „Die letzte Allmende: zugemüllt

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