Was lassen wir uns nicht alles verkaufen! Wasser fast so teuer wie Wein! Das Mineralwassergeschäft ist ein Skandal sondergleichen.
Immer wenn ich daran denke, fällt mir eine Szene ein, die ich während der Buchvorstellung „La Gota de la Vida“ (Der Tropfen des Lebens) in San Salvador erlebte. Maria Luisa Torregrossa, Wasserexpertin aus Mexiko, stellt während der Buchpräsentation das Flaschenwasserproblem in den Mittelpunkt. Hitzige Debatte, in die sie irgendwann ruft: „Lieber sterbe ich, als dass ich eine Flasche Wasser kaufe.“
Maria Luísa Torregrossa wohnt in Mexiko. Da ist ist die Trinkwasserversorgung und -qualität ähnlich lausig wie in El Salvador. Es war ein mehr als radikales Statement. Und trotzdem es gibt Alternativen – auch dort. Die Menschen haben sie nur vergessen. Warum wir Alternativen dringend brauchen, steht unter anderem in diesem Buch: Blaues Gold, der alternativen Nobelpreisträger Maude Barlow und Tony Clarke. Für eilige Leser habe ich aber was Kürzeres gefunden, ein Schlaglicht aus der Studie Zukunftsfähiges Deutschland (S.133) Aufrüsten beim Durstlöschen. (Ich reproduziere den kurzen Text und ergänze entsprechende Links.)
„Nur wer ausreichend trinkt, bleibt gesund – Mineralwasser erscheint als der ideale Durstlöscher…. Der Verband Deutscher MIneralbrunnen preist es auf seiner Homepage als preiswertes Schönheitselexier und gesundheitsstiftende Flüssigkeit, gut für Verdauung, Haut und Haar, zum Abnehmen, im Büro, beim Sport, nach der Sauna, selbst zum Kochen: Pfannkuchen werden viel lockerer.
Doch wie viel trägt es tatsächlich zur Gesunderhaltung der Menschen bei? Für die Mineralstoffversorgung normal gesunder Menschen genügen eine ausgewogene vollwertige Ernährung sowie Leitungswasser. Zumal der Gehalt an den gesundheitlich erwünschten Mineralien in vielen Mineralwässern, wie Tests zeigen, nicht höher ist als beim Leitungswasser. Ferner hat die Qualität von Trinkwasser aus dem Hahn grundsätzlich den gleichen lebensmittelrechtlichen Vorschriften zu entsprechen wie die Qualität von Mineralwasser, nur dass Letzteres bis zu tausendfach mehr kostet als Wasser aus dem Hahn.
Dennoch trinken die Deutschen pro Kopf rund 120 Liter mehr Mineralwasser im Jahr als noch 1970. MEnshen, die sich über die 1,30 Euro für einen Liter Benzin beschweren, wunern sich jedoch kaum, warum sie noch mehr pro Liter Mineralwasser (besonders Designermarken) zahlen, während Leitungswasser für gerade einmal 0,15 Cent pro Liter direkt in ihre Haushalte und Büros geliefert wird.
Doch was ökonomisch nur unsinnig erscheint, ist ökologisch schwerwiegender. Eine Schweizer Studie zeigt, dass ungekühltes, stilles Mineralwasser die Umwelt zwischen 90 und 1000-mal mehr belastet als Leitungswasser. Der Unterschied wird umso größer, je weiter das Mineralwasser transportiert oder gekühlt wird oder in welcher Verpackung es daher-kommt.
Nach der Abfüllung reist Mineralwasser oft weit: durchschnittlich 180 km, das Wasser kleinerer Brunnen etwa 110 km, das Wasser größerer Brunnen etwa 300 km. Für Mineralwasser, das von sehr weit her transportiert wird, werden etwa 320 ml Erdölequivalente pro Liter verbraucht, um es zum Konsumenten zu bringen; für Leitungswasser hingegen nur 0,3 ml, also rund 1000-mal weniger.“ (Herv. S.H.)
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