„Reformen“ sollen Hochschulen leistungsfähiger machen, doch “Das Versprechen, dass eine nach unternehmerischen Prinzipien umgestaltete Hochschule automatisch mehr Innovationen hervorbringt, dürfte kaum zu halten sein”, sagt der renommierte Soziologe Prof. Dr. Klaus Dörre von der Universität Jena. Mehr auf Jenapolis – einem neuen hyperlokalen Kommunikationsplatz, über den ich demnächst noch berichte.
Klaus Dörre stellt in Kürze die Studie “Wirtschaftsfaktor Wissenschaftsförderung” vor. Zwei Jahre lang haben er und sein Team untersucht, welche Prozesse innerhalb der Hochschulen innovative High-Tech-Ausgründungen begünstigen. Das Ergebnis ist alles andere als überraschend:
„Nicht finanzielle Anreize und mehr Kontrolle für die Professoren spielen die Hauptrolle, sondern etwas scheinbar Altmodisches wie Handlungsfreiheit für kreative Köpfe, …ganz gleich welchen Standes. “Gründer … brauchen Zeit und Freiräume, um sich, ihr Team und ihre Ideen zunächst mal ohne Marktdruck zu entwickeln. Deshalb benötigen sie Professoren, die sie beraten, unterstützen, aber vor allem erst mal: machen lassen.” (Herv. S.H.)
Kreativität lässt sich eben nicht voraus berechnen. Das scheint banal. Trotzdem baut „die aktuelle Reform der Hochschulen zu wesentlichen Teilen auf diesem Prinzip der Leistungsmessung auf.“ Dörre befürchtet, das Reformanliegen, die Produktivität der Hochschulen zu steigern, könnte damit für viele Universitäten nach hinten losgehen:
Wenn nun Professoren, die unter eben diesem Reformdruck samt Effizienz- und Produktivitätsmentalität leiden, beweisen können, was auf der Hand liegt – nämlich dass man weder Bildung noch Kreativität am Fließband herstellen kann – ist das großartig. Schließlich wissen wir dann besser, wie man Hochschulen nicht reformieren sollte.
Noch großartiger allerdings wäre, eben diese Professoren könnten ihre eigene Bildung und Kreativität einsetzen, um darüber nachzudenken, wie man Hochschulen reformieren sollte. Und zwar so, dass es nicht einfach um Innovation, Gründertatendrang und klassische Wirtschaftsindikatoren geht, sondern um Innovation, Grünertatendrank und Kreativität, die auf gemeinwohlorientierte Ziele abgestellt sind.
Das wäre den engagierten Soziologen der Jenaer Uni zu wünschen. Und uns auch.
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