… finden Helga Trüpel und Oliver Passek. Trüpel ist grüne Abgeordnete des Europäischen Parlaments. Passek Sprecher der BAG Medien. Sie fragen in ihrem Beitrag zur Kulturflatratedebatte:
„Gibt es einen dritten Weg zwischen diesen Fronten, der für Künstler, Produzenten geistigen Eigentums und kreativen Inhalte und Verbraucher gleichermaßen interessant wäre?“
Ihre Antwort:
„Das ist das Modell einer europaweit gesetzlich geregelten Kulturflatrate in der digitalen Welt. Kulturflatrate meint, …dass per staatlicher Lizenz Verträge mit Internet-Providern geschlossen werden, bei denen man, je nachdem, wie viel Daten man aus dem Netz runterlädt, Flatrate-Pakete für digitalen Content für 5, 20 oder 50 Euro im Monat erwerben kann.
„Vereinfacht gesagt handelt es sich bei der Kulturflatrate um eine neue Allmende-Wirtschaft für die digitale Welt, die durch nahezu unerschöpfliche Ressourcen an Speicherkapazitäten und Inhalten geprägt ist. Sie stellt die bisherige Kulturökonomie vom Kopf auf die Füße, weil es aufgrund von einfach zu handhabenden illegalen Alternativen und neuen, unerwünschten Monopolen schon jetzt letztli
Wie auch immer die Modelle der Zukunft aussehen werden: Knackpunkt wird sein, ob es gelingt – in der Formulierung von Trüpel und Passek – das „Ausschließlichkeitsrecht auf einen Vergütungsanspruch herab(zu)stufen.“ Ich denke, das ist der Kernsatz der Erweiterung der digitalen Allmende.
Es geht eben gerade nicht darum „den Urhebern mittels staatlicher Zwangslizenz alle ihre Rechte abzunehmen?„, wie Robin Meyer-Lucht in seinen kritischen Fragen zum Konzept der Kulturflatrate unterstellt. Wer die Debatte so führt, verhärtet die Fronten. Das ist m.E. auch der falscheste Satz des im Grunde lesenswerten Beitrags von Meyer-Lucht. Der Text ist durchaus von einer Grundsymphatie für die Kulturflatrate getragen, wobei der Grundgedanke der Flatrate so wiedergegeben wird:
„Bei der Kulturflatrate geht es um nichts weniger als eine völlig neue digitale Allmende-Wirtschaft: Die Produzenten laden alle ihre Inhalte in der digitalen Allmende ab. Für die Nutzung dieser Allmende wird eine Pauschalvergütung erhoben, die von einer Kommission nach bestimmten Schlüsseln verteilt wird.“
Mir ist zudem unklar, warum Meyer-Lucht meint, Kulturflatrate schließe alle anderen Geschäftsmodelle aus. Es koexistieren schon heute flatrates neben anderen Bezahlmodellen, illegale downloads neben einem florierenden i-tunes Markt. Und es gibt da noch die „reale“ Welt – da können Kulturschaffende weiterhin Geld verdienen. Und das wird in Zukunft so schwer sein wie bisher.
Aber, bei allen Bedenken: Diese werden in einem Ton vorgetragen, der Auseinandersetzung und das Schärfen von Argumenten möglich macht. Respekt.
„Mir ist zudem unklar, warum Meyer-Lucht meint, Kulturflatrate schließe alle anderen Geschäftsmodelle aus. Es koexistieren schon heute flatrates neben anderen Bezahlmodellen, illegale downloads neben einem florierenden i-tunes Markt.“
Das, was gemeinhin unter dem Buzzword „Kulturflatrate“ diskutiert wird, ist nur als Zwangssystem in sich konsistent. Wenn der Nutzer es sich aussuchen kann, ob er zahlt, ist ja das Argument hinfällig, die Kulturschaffenden würden entschädigt für ihre Ausfälle.
Im übrigen ist mir „Kultur“ zu unscharf, denn der Begriff ist musiklastig und verdeckt, dass es in Zeiten des Niedergangs der anzeigenfinanzierten Printmedien-Verlage auch um eine Zukunftsoption für den Journalismus geht. Recherche und gesellschaftliche Kontrolle dürfen nicht dem Zufall überlassen sein, dass ein paar Blogger viel Zeit und ein dickes Bankkonto haben. Da muss auch Geld für professionelle Reporterarbeit da sein.
Es geht in der Kulturflatratedebatte nicht zentral um die Ausfälle der Kulturschaffenden, sondern um die Möglichkeit, Vergütungsmöglichkeiten zu schaffen, wo bisher keine sind. Ausfälle fürchten eher die Rechteverwerter.
Die Blogger mit dem dicken Bankkonto würde ich gern mal kennen lernen. Hier zum Beispiel ist es so, dass Bloggen ziemlich viel Arbeit macht, aber auch einer unter anderen Wegen ist , das eigene Thema publik zu machen und dann evt. für Vorträge zu diesem Thema auch mal bezahlt zu werden. Das ist nur ein Beispiel. Eine neue Technologie ermöglicht neue Nutzungs und Verwertungsmodelle, und das braucht neue Institutionen und gesetzliche Rahmenbedingungen. Um diese Debatte kommen wir nicht drumrum.
@ Silke:
„…Vergütungsmöglichkeiten zu schaffen, wo bisher keine sind…“
Was die allermeisten Flatrate-Propagandisten übersehen: Es fällt ganz konkret etwas weg, wenn die Nachfrage nach journalistischen Angeboten sich von Print ins Netz verlagert. Der Irrsinn besteht darin, dass die Verlage in der letztlich unerfüllten Hoffnung auf üppige Werbeeinnahmen gratis Texte online gestellt haben, für die sie die Autoren bezahlen müssen. Jetzt gehen Print-Titel ein, und damit fallen auch die von den Printlesern quersubventionierten Texte weg. Also gibt es nur zwei Möglichkeiten, das zu ersetzen: Neue Einnahmemodelle für Berufsjournalisten, die auf eigene Rechnung die Arbeit machen, die ihnen die Verleger nicht mehr bezahlen (können) – oder ein quasi ehrenamtlicher Journalismus durch Blogger, die (das meinte ich:) ein dickes Bankkonto BRAUCHEN, um so viel Zeit und Mühe in gut recherchierte Texte investieren zu können, wie es bessere Printjournalisten traditionell getan haben.