Production Commons Lizenzen

Nils Boeing hat im Technology Review die Frage gestellt, wie wir zu Production Commons kommen? Er meint damit Lizenzen, die ähnlich wie GNU GPL und die SA-Creative-Commons-Lizenzen im Urheberrechtsbereich das klassische Patentrecht in seiner Zielsetzung um 180 Grad wenden und damit unterlaufen. Der historische Zeitpunkt das auszuprobieren, ist wohl gegeben.

„Wenn das Momentum des „Web 2.0“ auf die materielle Produktion überspringt, kann tatsächlich eine neue gesellschaftliche Bewegung daraus werden, die „sozialen Reichtum“ produziert. Vorher nicht.“

Die Phase, in der wir uns gegenwärtig befinden, bezeichnet Boeing als Transkapitalismus

„ob’s funktioniert, weiß ich auch nicht. ich halte es aber für eine
vernünftige entwicklungsrichtung,….
staatskapitalismus und turbokapitalismus hatten wir ja schon; ich
nenn diese richtung transkapitalismus, also etwas, was aus dem
bestehenden hinauswachsen kann, aber nicht radikal bricht
.“

Aus dem Artikel:

„Bei all der Begeisterung über die neue Kultur des „Sharing“ in Zeiten Web 2.0 störte mich, dass eigentlich nur von digitaler Produktion die Rede ist, die aber heute eine im wahrsten Sinne des Wortes gut geölte materielle Produktion voraussetzt. …

1973 schrieb Ernst Friedrich Schumacher in seinem klugen Buch Small is Beautiful: „Es ist einer der verhängnisvollsten Irrtümer unserer Zeit zu glauben, das ‚Problem der Produktion‘ sei gelöst.“ Für die digitale Produktion mittels Freier Software ist das Problem im Prinzip gelöst. Aber eben nur für sie. …

Wenn wir den Gedanken der „Nachhaltigkeit“ ernst nehmen, führt an einer verteilten, lokaleren Produktion meines Erachtens kein Weg vorbei. In den drei Dimensionen von Nachhaltigkeit: wirtschaftlich – entsteht Arbeit (nicht gleichzusetzen mit Arbeitsplätzen); ökologisch … sozial …

Damit lokaler und verteilt produziert werden kann, müssen dann auch Produktionsmöglichkeiten geteilt werden. Genau hier setzt die noch kleine und etwas diffuse Bewegung des Open Hardware Design, der Fab Labs und der Bergmann’schen Hightech-Eigenproduktion an. Produktionsmöglichkeiten heißt auch: Knowhow und die Berechtigung, es zu nutzen.

Was jetzt gebraucht wird, ist eine eine Art „Production Commons“. Sowie GNU- und Creative-Commons-Lizenzen das klassische Urheberrecht unterlaufen (das Urheberrecht selbst schaffen sie nicht ab), könnten Production-Commons-Lizenzen die klassischen Patente links liegen lassen. Sämtliche Freien Konstruktionen wären vor einer Vereinnahmung durch das Patentregime geschützt – und würden immer mehr Menschen Zugang zu materiellen Produktionsmitteln verschaffen.“

Im medizinischen Bereich wird übrigens an solch alternativen Lizenzen gearbeitet. Und da geht es um Pharmaka. Ein Milliardengeschäft. Das Stichwort lautet: equitable licences.

Weiss jemand, ob an Production-Commons-Lizenzen für die materielle Produktion irgendwo konkret gestrickt wird?

foto auf Flickr by adulau Lizenz: CC: BY SA

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