„Thüringen wird zum Vorbildland für Freie Software“

.. das jedenfalls wollen die Thüringer Piraten und die hiesigen Grünen. Die  Noch-Kleinstpartei hat mit der Kleinpartei , ein gemeinsames Positionspapier veröffenticht. (Die Thüringer Grünen waren bisher einmal im Landtag vertreten – gleich nach ’89 –  und auch für den 30. August sind keine Wunder zu erwarten.) Kann gar nix schaden, wenn sich die Grünen über diese Kooperation jetzt verstärkt „Piratenthemen“ zuwenden. Und umgekehrt, versteht sich!

Richtig gut finde ich, dass  im Abschnitt zur Freien Software auf die Situation  in den Schulen und Kindergärten(!) hinweisen wird: da läuft Kundenbindung für Microsoft.

Hier der Auszug, der der „Vorbildland“überschrift folgt:

„… Durch den Einsatz  von freier Software werden mittelfristig Kosten für Softwarelizenzen eingespart. Durch die große Anzahl von Entwicklern für freie Software, werden Fehler in Programmen eher entdeckt und behoben. Sicherheitskritische Bereiche werden von mehreren Spezialisten nach Fehlern durchsucht. Außerdem wird durch die breite Entwicklerbasis sichergestellt, dass keinerlei „Hintertür“ in der Software zu finden ist, die es Dritten erlauben könn­te, auf sensible Daten zuzugreifen.
Diese Vorteile von freier Software sollte auch das Land Thüringen nutzen. Die Stadtver­waltung in München erprobt im Rahmen eines Pilotprojektes die Umstellung von proprietä­rer auf freie Software. Ein vergleichbares Vorhaben wollen wir auch in Thüringen in den nächsten 5 Jahren realisieren. Wir schlagen dazu eine Gemeinde der Grössenordnung von 5.000 bis 10.000 Einwohnen vor, um dies praktisch zu erproben. In Jena wurden bei der Umstellung der Büroanwendungssoftware bereits erste, positive Schritte realisiert.
An Thüringer Schulen werden die Schüler zur Zeit fast ausschließlich mit Microsoft­Soft­ware geschult. Der Einblick zu alternativen Möglichkeiten bleibt den Schülern damit ver­schlossen. Hier wird schon auf Bildungsebene Kundenbindung für Softwaremonopolisten betrieben. Damit wird das Thüringer Schulgesetz unterlaufen, das in §56, Abs. 3 festlegt: ‚Kommerzielle Werbung […] ist in der Schule grundsätzlich nicht zulässig. […]‘. Wir fordern daher den parallelen Einsatz von freier Software im Unterricht und an Thüringens Schulen.
Sowohl alternative Betriebssysteme, als auch Büro­ und Bildbearbeitungssoftware sind kos­tenfrei erhältlich und bieten sich daher für die Verwendung in Thüringens Bildungseinrich­
tungen an. Die Schüler haben die Möglichkeit, nachdem sie beide Systeme kennen gelernt haben, die Vorteile beider Systeme auszunutzen und bewusst auszuwählen. Die Entschei­dung, welche Software für die Erstellung von Seminararbeiten genutzt wird, sollten die Schüler frei treffen können. Dadurch lernen die Schüler auch den bewussten Umgang mit den ihnen zur Verfügung stehenden Materialien und Mitteln.
An  Thüringer Kindergärten  wird das „Schlaumäuse“­Programm von Microsoft durch  die Landesregierung unterstützt. Wir sprechen uns gegen eine weitere Unterstützung aus, da hierdurch bereits die Kleinsten an proprietäre Software und das Betriebssystem eines An­
bieters herangeführt werden. Hierdurch werden strukturelle Abhängigkeiten von einem be­stimmten Anbieter und ein Quasimonopol geschaffen.“ (Herv. S.H.)

Das ist die richtige Richtung. Noch besser wäre es, wenn uns die Piraten und die Grünen die „Vorteile von proprietärer Software“ für den Haus- und Schulgebrauch erklären. Aber ich bin ja optimistisch und glaube, im nächsten Wahlprogramm findet sich dann die einzig logische Forderung: die nach ausschließlicher Nutzung Freier Software in allen Thüringer Bildungs- und Verwaltungseinrichtungen. Schließlich geht es nicht um eingesparte Lizengebühren, sondern um Freiheitsrechte.

… und, äh, eins noch: Konnte es mir nicht verkneifen, eine erhebliche Anzahl Rechtschreib- und Grammatikfehler im hier zitierten Abschnitt  wegzubügeln (weiß nicht, ob ich alle gefunden habe) – dabei bin in diesem Punkt alles andere als penibel, weil einigermaßen inkompetent. Bitte grüne Piraten, lasst doch das nächste Mal jemanden auf den Text schauen, bevor Ihr das an die Presse gebt!

Zur Meldung bei Heise.

3 Gedanken zu „„Thüringen wird zum Vorbildland für Freie Software“

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  3. Es wäre Vieles zu ergänzen. Ein für mich sehr wichtiger Punkt: Die Nutzung freier Software, die ja meist auch kostenfrei ist, ist ein Beitrag zur Sicherung der Gleichartigkeit der Lebensverhältnisse. Wer seine Schülerinnen und Schüler zur Nutzung kostenpflichtiger Software zwingt, vergeht sich daran. Spätestens, wenn man als Hartz IV – Empfänger (da waren die Grünen mit beteiligt) die in der Schule verwendete Software weiter Nutzen will, ist aus Kostengründen die legale Nutzung kaum noch möglich.

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