Die Linux-User-Group Jena lädt zum Wandern ein. Das klingt wie eine typische Twitternachricht. Ist aber weit mehr – nämlich eine Einladung, sich am 19. September einen sportlichen Tag zu machen und dabei zu einem Gemeingut beizutragen: der Open Street Map:
OpenStreetMap ist ein Projekt mit dem Ziel, eine freie Weltkarte zu erschaffen.Wir sammeln weltweit Daten über … alles …, was gemeinhin auf Karten zu sehen ist. Weil wir die Daten selbst erheben und nicht aus existierenden Karten abmalen, haben wir selbst auch alle Rechte daran. Die OpenStreetMap-Daten darf jeder lizenzkostenfrei einsetzen und beliebig weiterverarbeiten.“
Warum?
„Geoinformationen sind heutzutage selten frei erhältlich. Wer eine Anfahrtskizze auf seine Homepage stellen oder in ein Druckwerk einbinden möchte, kann dies oft nur durch das Einkaufen einer (unter Umständen sehr teuren) Lizenz für proprietäres Kartenmaterial tun.
Ähnliches gilt für Forschung und Lehre. Wer für den Unterricht eine Wahlkreiskarte oder dergleichen benötigt, muss oft auf proprietäre Daten zurückgreifen – oder begibt sich auf juristisches Glatteis. …
OpenStreetMap beendet die Abhängigkeit von den Anbietern proprietärer Daten und setzt dem reinen Konsumieren kreative Aktivität entgegen. Durch die Zusammenarbeit der Projektmitglieder entsteht eine freie Geodatenbank, die weltweit allen Menschen zur Verfügung steht.“
Gemeingüter fallen nicht vom Himmel. Nie! Es gibt bestimmte Dinge, die waren schon vor uns da – sind uns als „Gabe“ überliefert worden. Das sind Ressourcen, ohne die menschliches Leben, ohne die Gesellschaft nicht denkbar wären. Die UV-Strahlung etwa oder die Atmosphäre. Aber grundsätzlich kann eigentlich jede Sache (Ressource) privatisiert werden. Und dann ist es kein Gemeingut mehr.
Eine Sache wird also erst durch die Art, wie Menschen sie herstellen, mit ihr umgehen, wie sie miteinander entscheiden über Zugangs- und Nutzungsrechte entscheiden zum Gemeingut.
Das können Einzelne sein; so hat zum Beispiel Tim Berner Lee die Seitenbeschreibtungssprache für das Netzt html und das entsprechende Protokoll http geschrieben: Dann hat er entschieden, das Produkt seiner Arbeit nicht zu patentieren und er hat das World Wide Web Consortium bewegt, im Internet nur patentfreie Standards zuzulassen. Erst dadurch konnte das Internet zum Gemeingut werden.
Ein Gemeingut kann aber auch von einer Gruppe hergestellt und reproduziert werden – von Menschen, die gemeinsam ein Stück Land oder einen Garten bewirtschaften, die die Wikipedia füllen oder eben für open street mapping wandern.
Das alles ist also durchaus anstrengend – aber es lohnt sich, denn – wie im Open Street Map treffend formuliert: Es geht um das Beenden von Abhängigkeit. Immer.
Also – Jenaer und Jensenser: Hingehen & Mitmachen!
Foto: on flickr by jwyg, Lizenz: CC: BY SA
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