Kämpferischer Artikel von Stefan Vogel zur globalisierungskritischen Bewegung und den Commons. „Der Kampf um die Commons“, gestern im FREITAG.
Informativ und optimistisch, ohne Anflüge von Euphorie. Leider keine Bezüge zur Gemeingüterdiskussion in Deutschland und etwas „privatisierungsfixiert“. Ich hatte gerade am Donnerstag in München so eine Diskussion, in der es schließlich statt um die Commons, um das tausendfach wiederholte Für und Wider der Privatisierung ging. Natürlich ist das nach wie vor ein wichtiges Thema.
Aber Privatisierung ist eben nur eine Durchsetzungstrategie der Einhegung der Commons, wenngleich eine machtvolle. Ich halte es für mindestens ebenso wichtig, genau zu schauen, wie nationale und internationale Forschungspolitik betrieben und welche Stellschrauben zur Einhegung der Gemeingüter da bewegt werden. Zudem sollten wir unsere Energie darauf richten zu beschreiben, welches Potential in den Commons steckt.
Hier Auszüge aus dem Freitag und Neues vom Weltsozialforum. Hervorhebungen von mir:
„Unser aller Selbstbetrug, so Saramago…, bestehe darin, diese Gefährdung der Demokratie nicht sehen zu wollen. … Allzu oft versandet der Wunsch nach Mitsprache… in institutionellen Routinen oder prallt an die Mauern des Privateigentums. Und jede weitere Privatisierung raubt der Allgemeinheit eine Möglichkeit für Einspruch oder Gestaltung. …
Der gemeinsame Nenner der Globalisierungskritiker, schreibt die kanadische Aktivistin und Autorin Naomi Klein, liegt demgegenüber im Versuch, die „Commons“ zurück zu erobern. … Der Begriff erfreut sich insbesondere in der englischsprachigen Welt einiger Beliebtheit. … auch die diesjährige Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom ist mit einer entsprechenden Arbeit bekannt geworden. … Kurz gesagt, zeigen ihre Feldstudien: Weder Privatisierung, noch staatliche Lenkung erweisen sich als Königsweg. Oft verspricht die selbst organisierte Bewirtschaftung der Gemeingüter das beste Resultat. …
Bei diesem Gemeinsamen, argumentiert der Philosoph Slavoy Žižek in der New Left Review, handelt es sich um die „geteilte Substanz unseres sozialen Seins“.
Selbstredend wird auf das Weltsozialforum Bezug genommen, den Ort, an dem sich die Vitalität der globalen globalisierungskritischen Bewegung misst. Ende Januar 2010 findet nun nach 10 Jahren in Porto Alegre ein internationales Seminar zu der Frage statt: Weltsozialforum – Was war? Was wird? Wie weiter? Herausforderungen und Vorschläge der globalisierungskritischen Bewegung.
Eines der vier Schwerpunktthemen: die Commons. Ich freue mich sehr, das Thema dort im Plenum vorstellen zu dürfen. Selten hat man Gelegenheit,in solch‘ illustrer Begleitung zu sprechen. Von Samir Amin bis Immanuel Wallerstein – alle da. Werde die Commons in ihrer Vielfalt präsentieren und sagen, warum ich glaube, dass die Commons die entscheidende strategische Brücke zwischen vielen sozialen Bewegungen, vielen ideengeschichtlichen Ansätzen und wichtigen politischen wie ökonomischen Akteuren bilden.
Recht hat Vogel, wenn er sagt:
„Eine Bewegung, die eine Vielfalt individueller wie sozialer Bedürfnisse respektieren will, kann folglich keine Pauschallösungen präsentieren, wenn es um die Commons geht. Genau das wirft sie dem Neoliberalismus schließlich vor…
Einig sind sich die Globalisierungskritiker im Anspruch, über das Gemeinsame auch gemeinsam zu entscheiden. Die Schritte dorthin können unterschiedlich sein….“
Sie müssen unterschiedlich sein. So unterschiedlich wie die Ressourcen, wie die communities, wie das institutionelle Umfeld und die Bedingungen unter denen Menschen miteinander kooperieren.
Hier noch zum Aufruf des Weltsozialforums zur Verteidigung der Gemeingüter, den wir auch ins Deutsche übersetzt haben. Unterzeichnung willkommen!
(vía)