Eine Bankpublikation über Gemeingüter?

doch, auch das gibt es. Und zwar hier. Die GLS-Bank hat die neueste Ausgabe ihres Bankspiegels den Gemeingütern gewidmet – an 60000 Kunden verschickt und großzügig in den ICEs ausgelegt.  Statt zu referieren, was im Schwerpunkt steht („rasche“ Einführung ins Thema, die die sozialen, natürlichen und kulturellen Commons berücksichtigt) will ich den Anlass nutzen, etwas zur GLS Bank, zur GLS Treuhand, zu Geld/Krediten und den Gemeingütern zu sagen.

Gemeingüter brauchen Kredite und Kredite brauchen Vertrauen

Klar ist: Gemeingüter sind nicht durch Geld ersetzbar. Klar ist aber auch:  Geld kann helfen, die Sphäre der Gemeingüter auszuweiten und gegenüber dem Markt zu behaupten. Wenn Geld für gemeinwohlorientierte Projekte knapp ist, aber Vertrauen reichlich vorhanden, dann finden die GLS-Kreditberater offenbar eher eine Lösung als andere Kreditinstitute…. „Es geht hier immer auch um soziales Kapital“, sagt zum Beispiel Falk Zientz aus dem Mikrokreditbereich der Bank. Die GLS hat originäre Formen entwickelt, um Netzwerke und Vertrauen zu stärken. Auch deshalb, steht sie mitten in der Krise als Gewinner da.

Ein Beispiel:

  • Es gibt eine Idee: Zum Beispiel –  der Neubau eines Kindergarten
  • Dann gibt es ein Problem: Die Experten nennen es „banktechnische Sicherheitenlücke“
  • Aber es gibt auch eine Lösung: das Einbeziehen des Projektumfelds
  • Das Instrument dafür sind: Bürgengemeinschaften. Das heißt, dass  Unterstützer des Kindergartens Kleinstbürgschaften gewähren.

Die Vorteile für die Bank: Sie erhält eine konkrete Rückmeldung darüber, ob das Projekt gewollt ist und schließt die „banktechnische Sicherheitenlücke“.

Die Vorteile für die Kunden: Sie stärken das eigene Netzwerk und gewinnen als Projektinitiatoren Sicherheit. Sollte das nicht gelingen, so gewinnen sie zumindest Klarheit über die reale Unterstützung für den Kindergartenbau. Ein Risiko bleibt – wie überall. Es liegt – für die Initiatioren wie für die Bank – letztlich in der Stabilität und Dynamik der Gemeinschaften oder des Projektumfeldes.

Zudem hat die GLS, hier die Treuhand, Institutionen wie den Saatgutfond, für die treuhänderische Verwaltung von Gemeingütern geschaffen.  Im Bankenspiegel gibt es noch etliche Beispiele mehr (mit der Tendenz, plötzlich alles zum Gemeingut zu deklarieren – alles was eigentlich der Staat finanzieren sollte und hier die Bank finanziert. Es wird nicht unterschieden zwischen öffentlichen Gütern udn Infrastrukturen und den Gemeingütern. Aber das mag in der Natur der Sache einer solchen Selbstdarstellung liegen. Fakt ist, die GLS verbindet mehr als andere Banken das klassische Kreditgeschäft mit der langfristigen Förderung von Projekten (insbesondere über die Treuhand) in Branchen wie: regenerative Energien, alternative Bildungsprojekte oder ökologischer Landbau.

„In diesen Bereichen ermöglichen wir den Menschen, an ihren Interessen anzuknüpfen, sich selbständig zu machen oder eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben. Hier steht für die GLS die Rendite nicht im Vordergrund einer Kreditentscheidung“, sagt zum Beispiel Kreditleiterin Christina Opitz.

Das Erfolgsgeheimnis sei, dass die Bank bei den Kunden ein sehr hohes Vertrauen genieße. Auch Mitbestimmung und Transparenz im Kreditgeschäft stehen hoch im Kurs. So wird beispielsweise jede neue Kreditneuvergabe veröffentlicht, auch deshalb lohnt mal ein Download des Bankenspiegels. Öffentlicher Zugang zur Information ist bekanntlich Grundvorraussetzung eines starken Gemeingutsektors.

Solche Banken gibt es inzwischen überall, derzeit schließen sie sich in internationalen Netzwerken zusammen. Hier der Link zur Global Alliance for Banking on Values.

Ich werde demnächst sehen, wie das mit dem Vertrauen funktioniert, denn ich bin endlich Kundin und Genossenschaftlerin geworden. Und wann haben Sie zum letzten Mal über einen Bankwechsel nachgedacht? Orientierung bietet u.a. der ecolog.

3 Gedanken zu „Eine Bankpublikation über Gemeingüter?

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  2. Die GLS-Bank ist mir auch schon positiv aufgefallen. Die hilft nämlich mit einem Kredit ein paar punkig angehauchten Leuten in Dresden dabei, ein Haus zu kaufen, in dem diese Leute seit geraumer Zeit öffentliche VoKüs stattfinden lassen. Eine andere Bank hätte diese Leute wahrscheinlich noch nicht mal in ihre Räumlichkeiten gelassen.

    Mmm… war das eigentlich gerade mein erster öffentlicher Kommentar ever, in dem ich Werbung für ’ne Bank gemacht habe ? 😉

  3. Pingback: GLS Treuhand: Gemeingüter – Zukunft, die wir wollen | Gemeingüter

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