Mit einer Kollegin überlegte ich gerade, wer die „Vielköpfige Hydra“ von Peter Linebaugh und Markus Rediker rezensieren könnte, die u.a. die Geschichte der „Piraterie“ in ein neues Licht rückt, da schrieb sie:
“Übrigens gab es bei uns in Pommern im 19. Jahrhundert (wahrscheinlich auch schon früher) ein Allmende-Modell aus der Seefahrt: die „Mackerschaften“ der Zeesboote im Stettiner Haff und im Greifswalder Bodden, das waren eigentlich kleine Genossenschaften. Auf diesen Booten gab es keine Kapitäne, sondern nur gleichberechtigte ‚Macker‘.“
Ab ins Internet. Dort stelle ich zunächst fest: die Mackerschaften haben es noch nicht bis in die Wikipedia geschafft!
Ich frage mich, was das Wort Macker eigentlich bedeutet. Man ahnt es schon: …Das Wort könnte nach E. Seebold heißen: „der zusammen mit einem anderen etwas macht“. Seebold vermutet einen Zusammenhang mit dem altenglischen gemaca / gemæcca („Gefährte“) und dem althochdeutschen (ga)mahhari („Urheber“).
Das Wort wurde jedenfalls aus dem Niederdeutschen ins Hochdeutsche übernommen und bedeutete später: Kamerad, Geschäftsteilhaber, Kompagnon, Geselle.
In der Matrosensprache hat das Wort eine ganz eigene Bedeutung entwickelt. Hier heißt es schlicht: „Ein Macker ist ein zuverlässiger Matrose“. Macker war also Ausdruck eines Beistandsverhältnisses.
Jens Jakob Eschels, der Verfasser der ältesten deutschen Kapitänsbiographie, beschreibt es so:
„… Wir nahmen hier einen festen Macker an, dass heißt, ein Schiff, mit dem wir uns verbanden, miteinander zu fischen, und was von beiden gemeinschaftlich gefangen würde, zu teilen … Wir fingen zusammen einen kleinen Walfisch von etwa zehn Quardeelen Tran, den wir uns teilten, und jedes Schiff nahm seine Hälfte an Bord ...“
Doch,
„Die meisten Varianten unseres Wortes haben die letzte Jahrhundertwende nicht überlebt.„, heißt es in diesem Traditionsblatt nüchtern.
Das scheint nicht ganz zu stimmen. So muss sich etwa der Petitionsausschuß des Landes Schleswig-Holstein im Jahr 2006 mit folgendem Anliegen befassen: Schleswig-Holsteinischer Landtag – 16. Wahlperiode Drucksache 16/858, S.45 Lfd. Nr. 3: 147-16 Plön Fischereiwesen.
„Der Petent trägt vor, dass er als Seelotse die Fischerei im Nebenerwerb betreibe und ein Kollege als selbstständiger Fischer in diesen Betrieb einsteigen und mit ihm eine so genannte Mackerschaft an seinem Boot gründen wolle. Diesem Kollegen mit langjähriger Berufserfahrung als Kapitän und Fischereierfahrung durch Hummerkorbfischen im Roten Meer fehle jedoch eine Berufsausbildung als Fischwirt, sodass er nicht allein fischen dürfe, was jedoch schichtwechselbedingt Zweck der Mackerschaft sei.
Der Petitionsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtages hat in der Angelegenheit ermittelt …. Er nimmt zur Kenntnis, dass der Petent zwischenzeitlich sein Fischereiboot verkauft hat und daher die Petition zurücknimmt.“
Schade, ich hätte gern gewußt, was daraus geworden ist.
In der Umgangssprache jedenfalls erging es den Mackern wie dem „gemeinen„. „Gemein“ bedeutete ursprünglich ‚mehreren abwechselnd zukommend‚. Später dann: ‚mehreren in gleicher Art gehörig‚, woraus sich ‚gemeinsam‘, ‚gemeinschaftlich‘ und ‚allgemein‘ entwickelt hat. Die Bedeutung, die meiner Tochter zuerst einfällt, schob sich erst später auf Rang eins.
Fazit: Wer demnächst als „gemeiner Macker“ beschimpft wird, darf sich im Grunde ein bisschen gebauchpinselt fühlen. Macker, das waren die Commoners der Segelboote.
Quellen:
E. Seebold: „Macker“, in: Friedrich Kluge / Elmar Seebold, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage, Berlin / New York 2002, S. 587.