„Auf leisen Sohlen ins Gehirn“

zitiert dieser Blogbeitrag die Linguisten und Kommunikationsforscher George Lakoff und Elisabeth Wehling:

Wird … in der politischen Debatte eine Metapher über lange Zeit hinweg ständig benutzt und durch die Medien verbreitet, so wird das, was eigentlich eine Metapher ist, in unseren Köpfen zum Common Sense, also zum allgemeinen Verständnis der Situation.“

Das ist mit der Metapher von Garrett Hardin von der so genannten „Tragik der Allmende“ geschehen. Sie ist zum Mythos geworden, obgleich es in der Fachliteratur kaum eine Passage vergleichbarer Länge und Berühmtheit gibt, die so viele Fehler enthält wie die entscheidende Passage des gleichnamigen hardinschen Artikels, merkt der Ökonom Partha Dasgupta an.

Das Problem ist nun:

„… wenn Menschen erst einmal in diesen Deep Seated Frames denken, prallen die nicht in diese Frames passenden Fakten einfach ab.

Das heißt: ein Teil der Realität dringt nicht bis zu uns vor. Wir nehmen diesen Teil der Realität nicht wahr.  Das ist mit den Commons, den Gemeingütern passiert. „Metaphern können töten“, sagt Lakoff andernorts. In der Tat ist uns nicht nur der Begriff für Gemeingüter/ Allmende weitgehend verloren gegangen sondern sie sind zunehmend aus unserer Lebensrealität verschwunden. Im Manifest „Gemeingüter stärken. Jetzt!“ heißt es weniger drastisch:

Gemeingüter bieten Wege aus der Krise, aber sie haben keine systematische Anwaltschaft. Es gibt in unserer Sprache nicht einmal einen machtvollen Begriff für sie.“

Und schließlich (wieder Lakoff/ Wehling):

Man muss Fakten den richtigen gedanklichen Rahmen geben.

Das wird in den nächsten 2-3 Jahren geschehen. Die Commons kommen „auf leisen Sohlen ins Gehirn.“ Schon jetzt reden alle über Gemeingüter, wenngleich wenige das in dieser Begrifflichkeit tun (dies zu zeigen, werden wir in Kürze ein neues Projekt starten.) Sobald sich das ändert, wird die Alternative sichtbar.

Hier zu einem podcast mit Lakoff: „Framing the Debate

2 Gedanken zu „„Auf leisen Sohlen ins Gehirn“

  1. Klingt nach einem spannenden Buch. Mir ist noch eingefallen, dass Metaphern nicht nur das Verständnis dafür wie die Welt „wirklich“ ist, prägen bzw. beeinflussen, und damit individuelle, gesellschaftliche sowie politische Handlungsoptionen vorstrukturieren, sondern dass Metaphern auch um Gültigkeit konkurrieren und bestimmte Metaphern auch andere Metaphern verdrängen.

    Ich finde es sehr interessant zu beobachten, wie die Metaphern der Commons-Debatte (ist das auch selbst schon eine Metapher?) anderen Metaphern und damit Wissens- und Handlungsoptionen den Schneid abkaufen.

  2. Gerade beim Durchblättern eines Bildbandes von Käthe Kollwitz fiel mir ein, dass Bewegungen und Ideen auch oft von Künstlern „ausstaffiert“ werden und die Ideen dann auch mittels dieser Staffage zwischen den Menschen wabern. Käthe Kollwitz hat z.B. meines Erachtens ganz hervorragend die Aussage „Krieg ist ein Übel“ illustriert und so mit ihren Zeichnungen auch dazu beigetragen, diese Aussage lebendig und wirksam werden zu lassen.

    Oben steht „Man muss Fakten den richtigen gedanklichen Rahmen geben“

    Abgesehen, davon, dass das mit den „Fakten“ so ein Ding für sich ist, fände ich es interessant, nach Künstlern zu suchen, die interessante Geschichten über Commons erzählen, bzw. interessante Bilder von Commons malen und so die Commons interessanter und lebendiger zu machen. Oder vielleicht können wir ja selber solche Geschichten erzählen?

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s