Ostrom: Streunende Banditen und das Unbehagen, als Dummkopf dazustehen

Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom erklärt während der Stockholm Whiteboard Seminars recht erfrischend, wie sinnvolles Ressourcenmanagement möglich ist und wie wir die „Tragik der Gemeingüter“ vom Spielplan absetzen können.

„Streunende Banditen“ (3.20′) sind solche, die Ressourcen plündern oder nichts für ihren Erhalt tun.

„…but there are many people who have a time and place, that is theirs. And it isn’t the government’s. It is theirs!

Und die gibt es – so haben Ostrom und Kollegen in jahrzehntelangen Studien festgestellt – rund um die Welt. Doch die allgegenwärtige Grundannahme scheint eine Andere. Nämlich jene, dass es immer dieser ‚großen Kerle‘ bedarf, die den Staat vertreten, um der ‚Banditen‘ Herr zu werden (ab 4.52′).

the presumption is, that it’s always gonna be THE State, the big guys with the guns who tell us what we should do.“

Der andere Weg, oder genauer gesagt. die anderen Wege, die wir auch und in erster Linie anerkennen müssen, beschreibt sie so:

„Common property rights, get people involved, argue about it, talk about it, discuss it, find ways of adjusting their rules, so that they are adaptable over time … to make their systems resilient, … and they grow trust over time…

Trust„. Vertrauen. Das ist eines ihrer Schlüsselworte. Denn wenn ich die Ressourcen nicht übernutzen soll, muss ich darauf vertrauen können, dass der Andere sie auch nicht übernutzt. Wenn ich mich „gut“ verhalte und Andere mich derweil über den Tisch ziehen, bin ich ein Dummkopf. Ein sucker.

And humans don’t like to be a sucker.“ (6.18′)

Brauchen wir also große Kerle, die uns davor bewahren, als Dummkopf dazustehen? Ostrom sagt auch hier: Die Leute finden ihre eigenen Wege und Regeln, die ihnen das ersparen. Was es gibt – jenseits von Markt und Staat – ist institutionelle Vielfalt. Und Ostroms Motto ist

„We must build up diversity to cope with the diversity of the world“.

Das Ganze in nur 8.27 Minuten, aber leider ausschließlich auf Englisch! Hier geht’s zum Video. Film ab.

Ach ja, und ehe ich’s vergesse: Der beliebteste Kommentar zum Video steht gleich am Anfang:

„She’s not a socialist – she’s advocating private property w/o govt control. she says „gov’t ownership“ and common ownership lead to over-fishing/ overuse“ kobe24 1 year ago 10

So versteht man wohl Ostrom, wenn man sich außer öffentlichem Eigentum und Privateigentum nichts anderes vorstellen kann. 😦

3 Gedanken zu „Ostrom: Streunende Banditen und das Unbehagen, als Dummkopf dazustehen

  1. Pingback: Wunderbar: Wirtschaftsnobelpreis gegen den „Tragik der Allmende“ / „Homo-Ökonomikus“ Unsinn! « mehr (Öko-)Kommunismus wagen :-)

  2. Sorry, aber was soll es denn geben außer öffentlichem Eigentum und Privateigentum? Vielleicht die Weltanschauung, dass es gar kein (Privat-)Eigentum an natürlichen Ressourcen geben kann, aber ich fürchte, davon ist hier nicht die Rede. Öffentliches Eigentum ist in juristischem Sinne doch alles, was nicht Privateigentum ist oder sein kann. Aber auch wenn man „öffentliches Eigentum“ weniger streng juristisch als gemeinschaftlich verwaltetes Eigentum versteht, egal ob der Zusammenschluss, der es verwaltet „Staat“, „Dorf“ oder „Autonomes Kollektiv“ heisst, dann gibt es nur Privateigentum und öffentliches Eigentum.

    Im juristischen Sinne gibt es also öffentliches Eigentum, sowie Privateigentum, welches (juristischen) Personen gehört. Ein gemeinschaftlich verwaltetes Gut hat in jedem Fall einen juristischen Eigentümer, egal wie das konkrete Nutzungsmodell aussieht. Es kann einem Verein gehören, der demokratisch organisiert ist und es gemeinschaftlich verwaltet. Oder es kann beispielsweise brachliegendes Land sein, was eine Gruppe Personen, die nicht Eigentümer sind, gemeinschaftlich verwaltet, oder oder… Aber in jedem Fall hat es doch einen Eigentümer, der entweder eine juristische Person (Privatperson oder Firma, Verein, Genossenschaft etc.) oder der Staat ist.

  3. Außer öffentlichem und Privateigentum gibt es noch Gemeineigentum und Gesamthandseigentum und unzählige (traditionelle – festgeschriebene oder nicht festgeschriebene) kollektive Besitzformen und noch etliche Dinge mehr. Diese Formen von Gemeineigentum sind übrigens in der Regel nicht „öffentlich“, wieder im Sinne des öffentlichen Zugangs, noch im Sinne von „dem Staat gehörend“. Das schreibst Du ja auch.
    Alle drei – Privat-/ öffentliches- und Gemeineigentum – sind AUSSCHLIEßENDE Eigentumsformen. Sie schliessen immer irgend jemanden aus, dh. der Unterschied zwischen ihnen ist tatsächlich nur graduell, nicht prinzipiell. Das ist also keine weltanschauliche Frage!
    Aber ich finde es zunächst einmal wichtig, auf diese graduellen Unterschiede hinzuweisen und klar zu machen, dass es neben öffentlichem Eigentum (Staat) und Privateigentum noch was anderes gibt.

    Und nun prinzipieller: Der Punkt ist einerseits, dass durch die verkürzte Sichtweise Öffentlich ODER Privat – ja gerade das Dritte, die vielen anderen kollektiven Eigentums- und Besitzformen ja immer übersehen werden und andererseits, dass es nicht um juristische Begriffe geht, sondern darum zu begreifen, dass die Rechte an der Allmende gewissermaßen VOR dem positiven Recht da waren und dass alles andere (also das „Eigentum im juristischen Sinne“) eine Konvention ist, die man immer wieder verändern kann.
    Genau in diesen Veränderungsbemühungen liegt der Kampf um die Allmende.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s