Wie digitale Commons die Obstallmende düngen

Wir können jetzt nicht warten, die Kirschen sind bald reif,” so motiviert Mundräuber Mirco ein Dutzend Mundraub-Novizen.

Mundraub: Das ist ein Projekt bei dem klar wird, dass wir die digitalen und natürlichen Gemeingüter kreativ miteinander verbinden können. Die Plattform macht klar, wie die phantastischen Internet-Vernetzungswerkzeuge  uns helfen, die Gemeingüter der Natur und des Sozialen  sicht- und nutzbar zu machen.

„Mein Lieblingsbaum in Berlin steht direkt an der Warschauer Brücke. Es ist ein Aprikosenbaum und irgendwie hat ihn bisher niemand gesehen.“, erklärt Mirco. “Mundraub hat letztlich dazu beigetragen, dass es Orte gibt, die es früher gar nicht gab, weil sie einfach nicht ‚gesehen‘ wurden. Durch unsere tags machen wir sie wieder sichtbar.“

So ist es. Die Mundräuber kenne ich schon länger. Persönlich begegnet bin ich ihnen zum ersten Mal im so genannten Wirkcamp von Synagieren am vergangenen Wochenende in Jena. Dieses Camp hat getan, was es versprach. Es wirkte! Die Idee ist einfach: Manche Leute haben Lust, die Welt zu verändern. Aber sie haben nur drei Tage Zeit. Sie wollen sich einbringen, aber nicht gleich binden. Sie wollen ausprobieren, sich umhören, sehen was es gibt und lernen, wie man die Welt – so ein bisschen wenigstens – verändern kann. Dafür wurde das Wirkcamp ersonnen und es scheint zu funktionieren.

120 Teilnehmer, 3 Tage voller Tatendrang und guter Ideen, tolle Ergebnisse und eine großartige Stimmung”, schreiben die Synagenten auf ihrer homepage.

Das entspricht dem, was man als Zaungast des Wirkcamps empfindet. Da wird geredet, gedacht, gebastelt und gehämmert, gelernt und geschrieben, gelacht und geschmaust. Gemeinsam. Die Mundräuber hatten nun ie verwegene Idee, in den knapp drei Tagen des Wirkcamps ein Mundräuber-Handbuch zu erstellen. Es soll zeigen, wie man aus der Fülle der Allmende schöpft ohne sie auszuräubern.

Ein gutes Dutzend junger Menschen aus allen möglichen Städten und Studiengängen hatte sich versammelt. Und sie sind in der Kürze der Zeit zu einem wahren Mundräuber-Schreibkollektiv mutiert. Als ich gestern den Entwurf bekam, in dem alle Arbeitsergebnisse zusammengefasst waren, wurde ich so ein bisschen neidisch. Ja doch! So viel sinnvolle Arbeit die getan wurde, mit Spass an der Sache und für alle bereichernd! So viele Ideen in den Köpfen die zusammenkamen, verworfen wurden oder nun ihren Weg in die richtige Welt finden! So vieles was die Laien-Mundräuber den Profi-Mundräubern schenken konnten. Und umgekehrt. Kein Wunder, denn…

Die Mundräuber sind sympathisch. Sie haben inzwischen eine riesige Fangemeinde. Online und offline – im Alter zwischen 4 und 95 Jahren!

“Im Schwabenland waren wir in jedem Käseblatt”, 

schmunzelt Mirco und meint das gar nicht despektierlich. Die Resonzanz auf die gute Presse des letzten Jahres war gewaltig. (Wenn der Commonsblog mit über einer Millionen Zugriffe im Jahr aufwarten kann, gehe ich in den Ruhestand.)

Die Mundräuber sind aber auch Unruhestifter. Sie bringen ständig etwas in Bewegung und sind selbst Teil des Bewegten. Derzeit bauen sie ihre Website um

bei der Menge der Tags ist das nicht anders zu machen, als eine Identifikation der Nutzer einzubauen“, erklären sie eine der vielen Umbaunotwendigkeiten.

Hier wird greifbar, was Elinor Ostrom meint, wenn sie sagt, dass Regeln flexibel bleiben müssen, dass sie ständig den Umständen angepasst werden müssen. In Zukunft wird schon das Design der Mundraubseite dabei helfen zu verstehen, dass die Beziehung zu unseren Gemeinressourcen eine Verantwortungsbeziehung ist.

Wenn der Baum eingetragen, also mit einem tag versehen ist, heißt das auch, dass derjenige, der ihn eingestellt hat, sich dafür verantwortlich fühlt, dass der Baum wirklich frei ist und von anderen genutzt werden kann.

Schließlich geht es darum, fair und kreativ zu mundräubern. Wie kann ich mein Dorf zu einem Mundraubdorf machen? Wie verändert mundräubern die Stadt? Wie kann aus einer Region eine Mundraubregion werden und was heißt das überhaupt? Wie entlastet Mundraub die Kommunen? All das und noch viel mehr werdet Ihr demnächst im neuen Handbuch erfahren. 🙂

Weitere interessante Links:

Wikiwoods, freiwillig weltweit Wälder pflanzen;  Stadtgarten.org (von zwei ehemaligen Mundräubern initiiert) und “I plant a tree”, die Initiativen eines Einzelnen, die dabei hilft, online Bäume zu pflanzen

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