Ich bin zu den 3. Spiekerrooger Klimagesprächen eingeladen und wurde – wie alle anderen – gebeten, eine These von maximal 10 Zeilen vorzubereiten. Das Thema: Welche Möglichkeiten haben wir, zukunftsfähig Neues in die Welt zu setzen? Worin bestehen die Bedingungen und Erfahrungen echter Handlungsfähigkeit, um die notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen hinzukriegen, die uns helfen, den Klimawandel zu bewältigen? Wie lassen sich ökonomische und soziale Innovatione unter dem Kriterium des gesellschaftlichen Umgangs mit dem Klimawandel beurteilen? Welche Netzwerkbildungen sind besonders zukunftsfähig?
„In Verhältnissen, in denen ständig von Change, Innovation etc. geschwafelt wird, ist die Frage, was denn wirkliche Veränderungen ausmacht und wer die wie auf den Weg bringt bzw. bringen kann, wichtiger denn je.“, schreiben die Organisatoren.
Die Grundannahmen lauten:
„dass wir es (1) nicht mit vorgegebenen historischen Prozessen zu tun haben und (2) nicht einfach um die Fortexistenz der Menschen an sich gehen sollte, sondern darum, uns und anderen in dieser Welt einen Sinn zu geben und diesen auch zu generieren.“
Hier also mein erster Thesenaufschlag zu einer klimabezogenen Debatte in einer Gesellschaft, „wo alles möglich ist, aber nichts mehr geht“ (Hartmut Böhme, Blauer Reiter, Journal für Philosophie, 29).
Ich würde mich sehr freuen, Anregungen zu bekommen, diese These zu schärfen! Kommentare sind also hochwillkommen!
These:
Die wichtigsten Innovationen im Umgang mit dem Klimawandel sind sozialer Natur, wenn und insofern sie auf der Erfahrung beruhen, dass die Selbstentfaltung der anderen Voraussetzung für meine Selbstentfaltung ist und umgekehrt. Das Ganze kann nur Sinn generieren, wenn es sich als leben-reproduzierende Mensch-Natur-Beziehung realisiert. Wenn Trennung (Objekt-Subjekt, Mensch-Natur, Mensch-Mensch) und die daraus resultierenden Dualismen (Entweder-Oder) aufgehoben sind.
Die wichtigsten Innovationen kommen demnach von dort, wo gewöhnliche Menschen ungewöhnliche Dinge tun. Das Ungewöhnliche umfasst drei Aspekte: Sie nutzen die ihnen verfügbaren Ressourcen und nicht jene der anderen. Sie schöpfen frei aus der Weisheit der Vielen. Sie erhalten im umfassenden Sinne mehr Energie aus der Qualität ihrer Sozialbindungen als von Markt und Staat. Diese drei Aspekte gehören ins Zentrum der Aufmerksamkeit, die wiederum kulturellen Wandel energetisiert.
Gelingende soziale Innovationen folgen Mustern des commoning. Sie zu identifizieren und die verfügbaren (freien) KITs als Katalysator ihrer gesellschaftlichen Wirkmächtigkeit einzusetzen ist die entscheidendste Vernetzung, die wir brauchen.
Tags:
Soziale Innovation
commoning
Kommunikations- und Informationstechnologien
Titel: Aus dem UN-Millenium Entwicklungsbericht 2000.
Da krieg ich ja Heimatgefühle. Ich hab mal 2 Jahre als Kind in Spiekeroog gewohnt. Damals gabs da aber nicht so nette Veranstaltungen.
Das ist ja witzig. Ich dachte, Spiekeroog sei miniwinzig. Aber jetzt haben auf diesen Eintrag schon zwei meiner deutschen Bekannten gesagt, wie eng sie der Insel verbunden sind 🙂
Also ich war als Kind 2-3mal oder so in Urlaub dort und hab es insofern in guter Erinnerung, als es die einzige autofreie Gemeinde ist, in der ich je war.
„wo gewöhnliche Menschen ungewöhnliche Dinge. Das “ – Da fehlt ein „tun“ o.ä. 😉
Also bei Veränderungen und sozialer Natur habe ich spontan an die – schön öfters mit durchaus Verwunderng – festgestellte Tatsache gedacht, dass viele junge Leute das Auto nicht mehr als Statussymbol sehen, sondern eben nur als Fortbewegungsmittel. Das ist eindeutig sozial. Aber was war der Auslöser? Umwelt? Geldbeutel (Generation Praktikum)? Oder die Tatsache, dass ein Fahrrad schneller sein kann? (In diesem Zusammenhang finde ich es schade, dass die Entscheidung der Berliner Piraten, auf den Dienstwagen des Fraktionsführers zu verzichten und stattdessen Fahrräder zu nehmen, nicht mehr verbreitet wird. Das könnte eine echte Vorbildwirkung entfalten. Interessant auch, dass es erst hieß, dass die Fahrräder nicht möglich sind -> ist wahrscheinlich noch nie vorher jemand auf die Idee gekommen, womit wir wieder bei „Innovation“ im weitesten Sinn wären.).
Auf jeden Fall folgt daraus ein anderer Anspruch an z.B. den ÖPNV, Carsharing etc. Durch die Vernetzung auch der Fahrzuge werden da ganz neue Sachen möglich. Das man z.B. auf seinem Handy sieht, wo steht das nächte Carsharing-Auto. Man kann es also stehen lassn, wenn man es nicht mehr braucht, statt immer zurückfahren zu müssen zu einem von wenigen Punkten, was in meinen Augen einer der größten Nachteile ist.
Das ging weg, ohne das ich wollte O.o
Ich wollte noch was zu einem zweiten Punkt sagen, den ich sehr interssant finde. Ich weiß nicht mehr wo, aber in einem armen Land hat einer vor 2 Jahren etwas ausprobiert: Plasteflachen mit Bleiche in das Dach seiner Werkstatt. Siehe da: Wenn die Sonne scheint, hat jede Flasche die „Leistung“ einer 60-Watt-Glühlampe. (Auch noch nach den 2 Jahren, was darauf schließen lässt, dass da kein Prozess sattfindet, der die Wirksamkeit verringert, d.h. die „Lampen“ könnten dort mehrere Jahrzehnte hängen.)
Das soziale – wenn auch nicht unbedingt commons – ist die Verbreitung, das ganze Dorf hat sich, nach anfänglichem Gelächter, eine solche Beleuchtung zugelegt. In fensterlosen Zimmern oder großen Räumen, in dennen wie in der Werkstatt Licht benötigt wird, wird so eine ganze Menge Strom gespart am Tag.
meinst Du, Du findest noch einen Link? In welcher Sprache muss ich denn suchen?
ja, sharing-auto stehen lassen, wenn man es nicht mehr braucht. Der Idee folgen auch komerzielle Anbieter. Z.B. car2together, von Daimler iniziiert in Ulm. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.
http://www.gruener-fahren.de/2010/09/03/pilotprojekt-in-ulm-mitfahren-20-mit-car2gether/
Warum viele junge Leute daws Auto nicht mehr als Statussymbol sehen? Vielleicht WEIL ihre Eltern das Auto als Statussymbol sehen?
Zum Flaschenlicht: Ich hab leider nicht gefunden, was ich gesucht habe. Dachte, das kam bei nano vorige Woche, aber scheint nicht so.
Hier ein anderes, kürzeres Video:
In den Youtube-Links sind auch noch ein paar mehr. Anonsten nach „ein Liter Licht“ suchen. Da gabs mal ne Welle von Berichten unter dieser Überschrift. Mehr weiß ich aber auch nicht.
Das ist wirklich cool. Danke!
Ich werde mir mal so eine Beispielsammlung anlegen. Genau das ist es ja auch, was das Honeybee-Netzwerk in Indien macht. Technologisch gesehen. Aber dann versuchen sie, die besten Sachen zu patentieren.
http://www.sristi.org/cms/en/our_network