XO: Literarisch Besonderes unter Creative Commons Lizenz

Aller guten Dinge sind neu. Zum Beispiel die ed[ition]. cetera. Die ist neu und sie hat ihr erstes Buch heraus gegeben. Francis Neniks Debütroman „XO„. Das Buch kommt in besonderer Form daher: seine 853 Seiten liegen als 427 lose Blätter in einer Kartonage. Durcheinanderlesen – statt von vorn nach hinten – ist ausdrücklich vorgesehen.

„In Francis Neniks ‚XO‘ geht’s drunter und drüber: barocke Sprachgewalt und avantgardistischer Formwille.“,

heißt es in der Zeit online unter dem Titel „Fröhliches Gefabel auf heimatlosen Blättern„. Und weiter:

„Eine geradezu barocke Liebe des Autors zum Substantiv trifft auf einen fast naturalistischen Beschreibungswahn, der sich in Kaskaden von Partizipien manifestiert: werdend, habend, lallend und sofort. Das ist nicht einfach zu verfolgen, aber sprachgewaltig. Vor allem, weil das munter auf-, ab- und austretende Personal in den verschiedensten Registern spricht. Bertschie Bückling zum Beispiel schreibt ‚Composition‘ echt wilhelminisch mit c. Mit ‚Composition‘ bezeichnet er seinen Entwurf zu einer Brücke. Die will er bauen, weil er bei seiner Geburt in den Fluss fiel […] Vor allem in Sachen Sprachspiel ist dieses Buch stark. Alle paar Seiten findet sich eine wirkliche Perle.“

Und warum schreiben wir auf dem Commonsblog über XO? Weil der Text CC lizensiert is (konkret CC: BY NC SA 3.0) und über’s Netz zugänglich gemacht wurde. Fast genau wie unser Buch (wir haben auch die Verwertungsrechte freigegeben.) Für mich ein weiterer Beleg dafür, dass sich eine neue Praxis einfach durchsetzt. Sie wird gemacht, indem etwas anders gemacht wird. Francis Nenik ist ein „Andersmacher„, wie die Schriftstellerin Aléa Torik im Freitag urteilt. So wie die ed[ition] cetera auch:

„Neniks Roman ist umso größer, je weniger sich die Dinge bewegen. Es ist ein kunstvolles Verweilen, Innehalten und Betrachten, aus dem ein Ensemble Dutzender grandios geschilderter Szenen entspringt […] Das […] ist oft hohe Literatur mit einem ausgeprägten Sinn für Komik.“

Und in der Zeit (bzw. im Impressum) erfährt man, warum der Autor es anders macht:

„… der Autor wollte es so: ‚Dass wir – im Rahmen unserer je eigenen Möglichkeiten – etwas tun gegen die überkommenen Modelle von Ökonomie, Kunst und Politik, dass wir etwas tun gegen die Selbstgefälligkeiten und die Konzentration von Macht und Kapital in den Händen weniger.'“

Großartig! Auf Kult-Literaten.de, wo auch alternative Distributionsformen von Literatur diskutiert werden, heißt es:

„Was mir besonders an dem Vertriebsmodell von XO gefällt ist die Kopplung an den Verkauf einer außergewöhnlichen, sammlungswürdigen Ausgabe […]. Verkaufspreis: 33,90 €. Hiermit werden gleich zwei Dinge abdeckt: Einmal der Wunsch des Autors, ohne finanzielle Hürde von jedem gelesen werden zu können und zum zweiten die Würdigung der Form Buch an sich, das immer wieder zum Tode verurteilt wird. XO ist daher konsequent und zeitgemäß.“

Die Botschaft ist einfach. Gute Bücher machen, gute Bücher verkaufen (damit sie gemacht werden können) und trotzdem freie Kultur produzieren ist möglich. Aber dafür brauchen wir mehr innovative Kooperationen und Verlage, die auch bereit sind, ins Offene zu gehen. Menschen eben, die etwas anders machen.

Inzwischen hat der Verlag übrigens noch ein zweites Buch, welches ebenfalls unter einer CC-Lizenz publiziert worden ist, mit in den Vertrieb aufgenommen. Es heißt „Formenverfuger„.

foto by punkzebra, CC BY SA

Ein Gedanke zu „XO: Literarisch Besonderes unter Creative Commons Lizenz

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