Commons-Reisen durch Europa. Eine Projektskizze

Eine einfache Idee sucht Mitmachende. Es geht um eine Commons-Reise irgendwann zwischen August und Oktober 2013. Eine Reise, die weder Arbeit noch Urlaub ist, sondern einfach wichtig und spannend zugleich.

„Nimm den Menschen ihre Reproduktionsmittel– ihr Land, ihre Arbeit, ihre Sozialleistungen, so dass sie einfach jeden Job annehmen müssen. Und dann erkläre die Krise. Sie ist immer ein guter Vorwand, den Menschen noch mehr wegzunehmen.“ (Silvia Federicci im Interview)

Zum Beispiel das, was sie heute brauchen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten: ihre Jobs.

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Krisen lassen besonders augenfällig werden, wenn wir von Markt (Jobs) und Staat (Daseinsvorsorge) verlassen sind und Das-Dazwischen zerrieben ist. Zugleich scheinen sie besondere Gelegenheiten für neue Experimente des Commoning zu eröffnen. Commons sind zwar mehr als eine Krisenreaktion, ganz klar, aber auf diesen Reisen wollen die, die sie unternehmen sich auf Commons als Antwort auf die Krise konzentrieren. Und dazu publizieren!

Die Tragedy of the Market richtet in Europa immer mehr Verwüstungen an. Deshalb wollen wir eben hier in Europa der Frage nachgehen: Wie kommen wir von der Krise zu mehr Commons? … und „nebenbei“ Vernetzung betreiben. Das Thema ist alles andere als neu. Neu ist vielleicht die Form, die ich vorschlage.

Hier ist eine allererste Skizze.

COMMONS INMITTEN UND JENSEITS DER KRISE oder: WOVON DIE MENSCHEN WIRKLICH LEBEN

Wer: 3 Reiseteams à 3 Personen, die die Motivation teilen, sind insgesamt 13 Tage (inkl. An- und Abreise) in 3 Ländern (Spanien, Griechenland und ein drittes… ) unterwegs

Wann: ein klimatisch und für die Reisenden sowie Partner_innen geeigneter Termin im Spätsommer/Herbst 2013

Was: Zum Themenkomplex Commons und Krise ein paar Fragestellungen für die Gruppe erarbeiten – mikro und makro. Und mit diesen Fragestellungen im Kopf maximal 2 Projektbesuche und/oder akademisch-politische Fachgespräche täglich mit anschließender Reflexion und Kommunikation „nach Hause“

Wie: selbstorganisiert :-), pro Land gibt es mind. 2 Ansprechpersonen, die auch in die Reiseorganisation eingebunden sind. Nach Spanien sollten des Spanischen Mächtige reisen, in Griechenland brauchen wir sicher Übersetzung (Ideen vorhanden) und das dritte Land wäre zu entscheiden. Das kommt auf Eure Rückmeldungen an.

Kontakte zur Commons-Szene insbesondere nach Spanien aber auch nach Griechenland sind vorhanden. Die Reise sollte NICHT nur auf zwei Orte pro Land beschränkt sein.

Wofür: Ganz praktisch: täglich wird mindestens ein Blogbeitrag von jeder der Gruppe produziert werden (daher nur 2 Termine am Tag) darüber hinaus am Ende oder nach der Reise von jeder Gruppe mindestens 2 in Print- und Onlinemedien publikationsfähige Artikel. Die Idee ist, den Menschen, von denen die jeweilige Reisegruppe lernt, etwas zurückzugeben und gleichzeitig die Frage zu beantworten, wovon Menschen leben inmitten der ökonomisch-politischen Krise neben Jobs am Markt und Fürsorge vom Staat.

Womit: Bahn- oder Flugkosten müssen selbst getragen werden, Unterkunft und Verpflegung sollte vor Ort, von Partnern zur Verfügung gestellt werden. Verwaltungsaufwand muss sich so gering wie möglich halten, da es niemanden gibt, der das abwickeln kann oder möchte.

Was meint Ihr?
Meine Fragen, die gern in den Kommentaren vervollständigt und beantwortet werden können:

Welche Fragen zu Commons und Krise habt Ihr?

Welches dritte Land schlagt Ihr vor?

Wer hat Lust, sich für dieses Vorhaben zu engagieren?

Egal ob in der weiteren Konzeption, in der Reisevorbereitung, ob im publizistischen Teil (z.B. eine Website basteln und die Artikel gegenlesen) und natürlich:

Wer wäre dabei?

Ihr könnt mir auch eine mail schicken, an die Blogadresse oder an Silke.Helfrich@gmx.de

Update 21.Oktober:

Ich sehe diesen Vorschlag weder als Projekt, noch als Arbeit. Ich habe einfach Lust das zu machen, weil ich es für wichtig halte. Und ich freue mich auf Mitmachende, die ähnliche Fragen bewegen. Natürlich könnte man auch „ein Projekt“ daraus stricken, aber dazu bedürfte es erstens eines Vereins und zweitens eines gewissen Aufwandes (Anträge schreiben, abrechnen, evt. inhaltlich-politisch rechenschaftspflichtig sein). Aber genau so etwas will ich nicht. Ich will unterwegs sein, reden, lernen, schreiben … das, was ich sonst zu Hause tue auf ein wichtiges Thema fokussieren und unterwegs tun.  Und weil ich dieses Thema reisenderweise am liebsten an vielen Orten bearbeiten würde, aber nicht kann, habe ich Euch eingeladen mitzukommen.

Update 24. Oktober:

Hey, danke für die Post in meiner mailbox 🙂

19 Gedanken zu „Commons-Reisen durch Europa. Eine Projektskizze

  1. „Nimm den Menschen ihre Reproduktionsmittel– ihr Land, ihre Arbeit, ihre Sozialleistungen, so dass sie einfach jeden Job annehmen müssen. Und dann erkläre die Krise. Sie ist immer ein guter Vorwand, den Menschen noch mehr wegzunehmen.“

    ———- and them make them work for free (while those in liberal professions build careers)?!?:

    „Womit: Bahn- oder Flugkosten müssen selbst getragen werden, Unterkunft und Verpflegung sollte vor Ort, von Partnern zur Verfügung gestellt werden. Verwaltungsaufwand muss sich so gering wie möglich halten, da es ja niemanden gibt, der das einfach so abwickeln kann.“

    • Ähm, ich verstehe leider den Kommentar nicht. Was ist gemeint? Wer hat „liberal professions“ and builds careers“? Zur Klärung: Es gibt niemanden hier, der einen Job hat. Wir haben nicht mal einen Verein, um irgendwie Geld beantragen zu können.
      Aus diesem Grunde müssten alle, die mitmachen wollen, beitragen was sie können, um diese Reise zu finanzieren – also selbstorganisiert und selbstfinanziert. Die Idee ist, mehr über Commons in anderen Ländern Europas zu berichten und sich mit Akteuren dort zu vernetzen. Und einfach viel zu lernen.

      • The trends of the socio-cultural-economic processes referred to in the Federici quote continues in what some have called „free labour“. Now that there are very few jobs, many competing for them, it has become commonplace to work for free. Spend a few years as an intern, do your postdoc for free as an internship, and so on. That is why it is rather „amusing“ that your post begins with a reference to problems and then suggest a method of solving the crisis that sits neatly in extension of the very problems. On that basis it merited a comment.

        By the way, I was under the impression that you had a job, but if you also work for free, then the comment is even more so to the point.

        However, since it was not a personal, but a structural/systemic point, it is generally relevant. There are all kinds of NGOs in which people build careers on the back of free labour. That is a trend, it is a fact, and it is part of the problem described by Federici and as such relevant here, where there is a call out for some work to be done, for free.

        It is a class dividing factor, it widens the gap between the rich and the poor, since who can work for free? Yes, the rich can afford to establish a working career by working for free for a few years. Your call here looks like a good opportunity to build CV and become an expert and employable.

  2. wir von Markt und Staat verlassen

    An dieses unbestimmte WIR, dass alles nur erleidet, mag ich mich nicht gewöhnen. Klingt als seinen Warenumsatz und deren Regeln außerhalb der Menschlein hausende Götter.

    • ich schreib auch manchmal „wir“, wenn „wir“ was machen und nicht erleiden und dann mögen Sie’s auch nicht :-), scherz beiseite: ich kann ja das unbehagen teilweise verstehen, aber solange ich nicht auf der ebene der lebensstile rede (was auch relevant ist), finde ich ein unbestimmtes „wir“ zur bezeichnung eines (wie auch immer gearteten) commoning-subjekts zumindest vertretbar.

  3. Erstmal ein kleiner Flüchtigkeitsfehler: Statt „Die Tragedy of the Market richtet in Europa immer mehr Verwüstungen anrichtet.“ muss es heißen „… mehr Verwüstungen an.“.

    Wie wäre es mit einem osteuropäischen Land? In den Medien etwas übergangen, leiden sie alle seit 2007 unter den Auswirkungen der Krise, und das bei einem deutlich niedrigeren Wohlstandsniveau. Hier würde sich ein NIcht-Euroland anbieten, um den Horizont etwas weiter zu fassen.

    • Fehler korrigiert. Danke! Und die Idee ist sehr gut… da fällt mir spontan natürlich Kroatien ein, wo ich gerade gewesen bin. aber auch Rumänien…
      In Kroatien gibt es Kontakte in Rumänien (noch) nicht.

  4. @j4ymp: I certainly don’t suggest a method to resolve the crises, I just suggest a method to do sth. I find extremely usefull to do together 🙂
    Btw, I added an update and did a short review of the text – it is hopefully clearer now in its intention. Thanks for pointing me to possible misunderstandings.

    „I was under the impression that you had a job“
    well, it was an impression 🙂
    But I have to admit that for the time being I prefer not to have one and to explore other ways to make a livelyhood.

  5. The same with me – I don’t work „for free“ but „in the commons“. And in the commons there are no „jobs“ but contributions and – if possible – money as a means of making good work possible.

    • This raises a question that for is interesting in general: Do you not work for free, because you already have so much cultural capital that your everyday work for cash, being somewhat leisurely, easy-going, allows you to have a commons-hobby to spend time and energy on outside of hours? — or are you just rich and can do whatever you please? — or do you live and work in/with/on a commons that gives you a roof over your head and feeds you (and therefore you don’t need money)? And if the latter is the case, how do you manage to travel to far away places? Hitching? Eating what you can find along the way? It is certainly possible and a number of people live in the (post)industrial reality without cash, but it also is somewhat a privilege to have the knowledge, power and energy required for such a life.

  6. Ich hätte Lust mitzumachen und mitzureisen, vor allem in Spanien, aber vielleicht auch darüber hinaus, lebe seit 11 Jahren in der Nähe von Malaga

  7. Ich kenne diese Idee. 2008 waren die SkillSurfers in Los Molinos bei Sunseed-Spain zu Gast und eröffneten mir eine Idee des gemeinsam-selber-machens und einer Besonderen Art und Weise des von einander Lernens.
    Die Reise der Oya zeigt in eine ähnliche Richtung…
    Die Grundidee des Reisens zum Thema „Krise-Wie weiter?“ werde ich aller Voraussicht nach gegen März und April diesen Jahres aufgreifen. Geplant ist eine Radtour durch Spanien und Frankreich. Einzig die Stationen gibt es (noch?) nicht.
    Spannende Grundfragen für meine Reise sind bislang:
    – Was bedeutet Krise für dich und deine aktuelle Situation?
    – Wie möchtest du leben?
    – Welche Tendenzen siehst du als tragfähige Alternativen im Zusammenhang mit Handwerk, Ernährung, Politik, Naturschutz, gesellschaftliches Miteinander(…?)?
    – Wo findest du heute konkrete Alternativen?
    – Wie entsteht Veränderung?
    – Welche Nachricht kann ich mitnehmen?

    Weshalb eine Finanzierung über Projektanträge durch Privatpersonen nicht möglich ist, ist mir unklar. Ich habe selber gute Erfahrungen machen können im Rahmen einer SchenkAusstellung und des jährlichen NewEcology-Seminars.

    Neujährliche Grüße aus Lüneburg,
    Paul

  8. Hallo Paul, Radtour durch Spanien: das klingt wie die perfekte Reisevorbereitung für unsere Unternehmung. Lass von Dir hören, wenn Du zurück bist.
    Was die Finanzierung angeht: mein Punkt ist eigentlich nur, dass ich mich da nicht für die Gruppe drum kümmere – jede/r Teilnehmende kann gern selbst Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Mir fehlt dafür gerade die Kraft (und die Frustrationstoleranz.)
    Gruß
    Silke

    • Hallo Paul,
      falls Du bis runter nach Malaga kommst, guck doch bei uns in Benajarafe rein und erzähl schon mal was von Deiner Reise.
      Grüsse aus dem Süden
      Barbara

      • Wir planen gerade die Route und haben tatsächlich vor bis nach Malaga zu kommen. Ich habe deine Einladung dankend in die anzufahrenden Orte aufgenommen. Gerade suchen wir noch nach Projekten oÄ zum anschauen. leider sprechen wir kein Spanisch, was das erfragen vor Ort schwierig machen wird. Kennst du noch Orte die es sich lont anzufahren? Mit Silkes Worten: „Wo tun gewöhnliche Menschen ungewöhnliche Dinge – und begegnen so der Krise?“ allerbeste Grüße, Paul

    • Hallo Silke,
      Was genau meinst du mit perfekte Vorbereitung? Wovon meinst du könnte die Unternehmung profitieren? Was wäre die Qualität, die ich euch beisteuern könnte?

      Ich sehe dass du keine Energie/Kraft für die FinanzierungsOrga hast. Ich denke für die kommende Reise wird es knapp Gelder zu finden. Wer weiß? Vielleicht gibt es ein folgeProjekt, das mehr Zeit und Orga beinhalten kann. Ich habe bereits eine Idee: Vorgestern habe ich in Leipzig einen Artikel über Johan Gottfried (?) Säume gelesen über seinen „Spaziergang nach Sizilien“ als Begründung der Entschleunigung. Ich kann mir etwas ähnliches vorstellen und suche nach Orten zum Erfahrungen/Eindrücke/Perspektiven sammeln etc. Vielleicht ab kommendem Wintersemester? hmm.

      liebe Grüße,
      Paul
      PS und tja wer hätts gedacht Ich verberge mich hinter dem Lüneburg-Zarnekla-SkillSharing-Initiative, welche Fähigkeiten, Wissen und Visionsbildung als eine Art OpenSource lebt.

  9. @Paul: na ja, ich habe gute Kontakte in die CommonsSzene, auch in Spanien, aber Neues entdeckt man nur, wenn man die Augen offen hält und nach Tipps fragt. Vielleicht bringst Du solche von Deiner Radtour mit. Ich sag’s mal mit dem Motto unserer Sommerschule: Wo tun gewöhnliche Menschen ungewöhnliche Dinge – und begegnen so der Krise? .
    Derzeit ist es so, dass eine Reise vor Oktober für mich sowieso nicht in Frage kommt, aber im zweiten Halbjahr wird alles besser… bis dahin ist der Veranstaltungsmarathon vorbei.

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