Das Tanz eine höchst kooperative Angelegenheit ist, leuchtet intuitiv jedem ein, dessen Zeh schon einmal vom Absatz des Tanzpartners durchbohrt oder platt getreten wurde. Auch die Idee, dass Tanz ein Commons sei, das von den Tänzern gemeinsam gehegt, gepflegt und weiterentwickelt werden will, ist nicht neu. Aber manchmal stöbere ich im Internet und dann überkommt mich einfach die Lust ein solches Filmchen zu teilen, weil die Akteure hier, in einem ganz unkommerziellen „Social Dance“ so gekonnt den Aspekt des Kooperativen Wettbewerbs zelebrieren, dass man auf der Stelle in den Bildschirm eintreten und mittanzen möchte. Kein Markt der Welt bringt zustande was entsteht, wenn man die Leute einfach aus Lust und Laune machen lässt … .
Toll!
Oder? Die Tatsache, dass zumindest einer dieser Akteure – ich erkenne nur Johnny Vasquez – ein Profi ist, ändert am Commons-Charakter dieser Szene übrigens nichts.
Interessant an dem Thema finde ich übrigens auch den Aspekt des geistigen Eigentums: Der aus Guadalajara stammende Johnny Vazquez, der gemeinsam mit seinen Brüdern Luis und Francisco als „Erfinder“ des L.A.-Salsa-Stils gilt, lebt von den Kursen und Workshops. Er lebt von seiner Arbeit als Tanzlehrer und nicht davon, dass er die Choreographie seiner Tanzelemente schützen lässt und fürs Nachtanzen eine Lizenzgebühr verlangt. Das ist ein kleiner, aber eben auch sehr wichtiger Unterschied.
Hihi, da fällt mir der „Lipsi“ ein, den die DDR als Alternative zur ungewünschten kapitalistischen Beeinflussung durch Rock’n’Roll. Twist etc. einführen wollte und per Patent weltweit schützen ließ. Hat sich aber nicht durchgesetzt…
http://de.wikipedia.org/wiki/Lipsi_%28Tanz%29
Oh, was für eine Fundsache! Danke für den Tipp. (Ich habe ja in Leipzig studiert, allerdings viele Jahre später… aber vom Lipsi hatte ich noch nichts gehört.) Werde das mal als Schmunzler in meinen Vorträgen bringen …
Manchmal frage ich: Was wäre wohl passiert, wenn es den Brüdern Grimm eingefallen wäre, die Deutsche Sprache schützen zu lassen? Daraufhin antwortete neulich jemand aus dem Publikum: Dann würden wir vielleicht heute alle Französisch sprechen.
Einen Tanz zu patentieren, um in vor Übernahme durch den Klassenfeind zu schützen, das ist wirklich die skurilste Variante von Geistigem Eigentum, vor der ich je gehört habe.