Auch wenn die Möglichkeit der Urheberrechtsverletzung durch Fotografie eingehegter Erdteile (auch wenn sie so klein wie eine Briefmarke sind) skuril erscheint, so ist dies doch ein Indiz für gesellschaftliches Denken. Alles, und sei es noch so irrelevant, soll kommerzialisiert werden. Vom Trinkwasser über das Urinal bis hin zum Blick auf die Welt. Genau betrachtet ist dies nicht skuril, sondern äußerst bedenklich!
Mir selbst ist ähnliches übrigens auch schon passiert. In Oaxaca (Mexiko) hatte ich eine Bushaltestelle am wegen seiner archäologischen Funde weltberühmten Monte Alban fotografiert. Ein Fotoarchiv im Internet lehnte die Aufnahme der Fotografie in ihr Archiv ab. Begründung: Das Bild zeige eine geschützte Marke (eine auf die Wand gemalte Cola-Werbung). Das Bild stelle also eine Rechtsverletzung dar. Wohlgemerkt DAS BILD und nicht die Bemalung einer öffentlichen Bushaltestelle.
Was soll ich dazu sagen…. Diese Regelungen sind ein absoluter Wahnsinn, der die Reportagenfotografie als Kunstform tatsächlich abzutöten imstande ist. Denn letzten Endes gewinnen diejenigen Fotografen, die durchinszinierte und geplante Bilder machen und dabei auf jegliche Spontanität verzichten. Henry Cartier-Bresson müsste eine eigene Rechtsabteilung beschäftigen, würde er heute noch arbeiten.
Alles unter dem Deckmantel des Urheberrechts, das angeblich die Rechte und das Einkommen von Kulturschaffenden schützen soll. Es ist richtig gruselig, wieviele kreative Menschen diesem Einhegungs-Wahnsinn auf den Leim gehen.