Engen und die Nette Toilette

IMG_2358von Jakob B. und Silke H.

Das süddeutsche Städtchen Engen gefällt uns nicht nur aufgrund der wunderschönen Gärten, die es hier gibt. Hier haben wir auch zum ersten Mal ein Schild entdeckt, das ruhig wieder selbstverständlich werden könnte. Rückbesinnung auf die Normalität, sozusagen.

Nette Toilette: Das klingt wie ein Slogan und ist auch einer. Man könnte es so sagen: Teilen der Toiletten die ohnehin da sind, statt rein privatwirtschaftliche oder rein öffentlich Toilettenmarktbestückung.  Gewissermaßen um der Unternutzung vorzubeugen. IMG_2360

Die Logik ist eigentlich zwingend: In den Innenstädten, so die Initiator_innen:

  • gibt es zu wenig öffentliche Toiletten, meist nur an zentralen Standorten und ohne cityweite Netze  —> aber öffentliche Einrichtungen jedeweder Form gibt es fast überall
  • ist der Neubau von Toiletten zu investitionsintensiv (was natürlich auch daran liegt, dass über alternative Konstruktionsformen und Modelle nicht nachgedacht wird)
  • Pflege und Wartung wiederum sind „enorm teuer“

Zudem, und das kennt wohl jede_r:  traut man sich nicht einfach in die nächste Gaststätte, um nur seinem Bedürfnis nachzukommen. Wenn schon, dann möge man bitte konsumieren, worauf entsprechende Schilder oft unmissverständlich hinweisen.  Das ist – wie das fehlen von Trinkwasser in unseren öffentlichen Räumen nur ein Ausdruck der Durchkommerzialisierung aller Lebensbereiche.

Und deswegen gibt’s mit der Netten Toilette. zumindest einen Vorschlag, das sinnvoll zu nutzen, was ohnehin schon da ist und gepflegt wird (wenn auch, wie hier in Engen nur zu den Museums-Öffnungszeiten.)  Da das Konzept aber explizit auf die Gastronomie ausgeweitet ist, ergibt sich bestenfalls eine Kombination an Öffnungszeiten und bei hoher Beteiligung gar das früher übliche Netz für’s öffentliche Örtchen.
Denn die Stadt unterstützt die Gastronomen finanziell bei der Pflege der Toiletten und spart dadurch selber Kosten. Ein Rechenbeispiel aus Aalen:Diagramm Kostensituation öffentliche Toiletten am Beispiel Aalen

nette-toiletten-bundesweitDas derart sich öffnende öffentliche Örtchen gibt’s bislang in etwa 150 Kommunen, mit Ba-Wü offenbar als Vorreiter (siehe Karte). Woran das wohl liegt?

Zur Inspiration gibt’s hier noch einen Radiopodcast, der besonders den  Kommunalpolitiker_innen ans Herz gelegt sei: Zur Nachahmung wärmstens empfohlen!

PS: Gerade entdeckt: In Jena gibt’s auch schon Nette Toiletten. Jena ist damit als einzige ostdeutsche Stadt mit von der Partie. Ist nicht weiter verwunderlich, denn Jena ist auch so ziemlich die einzige ostdeutsche Stadt, die nicht völlig klamm dasteht (was wiederum damit zu tun hat, dass sie sich als Konzernstadt geriert und kräftig hinlangt in allen Lebensbereichen). Na jedenfalls sollte ich öfter mal zu Hause rumlaufen :-).

2 Gedanken zu „Engen und die Nette Toilette

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