Ich bin zu den 5. Spiekerooger Klimagesprächen eingeladen. Worüber ich mich schon deshalb gefreut habe, weil es nur selten Gelegenheit gibt, die folgende Frage so interdiszplinär zu diskutieren, wie das in Spiekeroog möglich sein wird. Die Veranstalter wollten offenbar eine Commons-Perspektive. dabei haben. Und da ich nicht die Commons-Perspektive bin, sondern v.a. meine Perspektive einbringen kann, dachte ich mir, ich stelle meine These für die Spiekerooger Klimagespräche mal vorab hier zur Diskussion. Rückmeldungen, Kritik und weitergesponnene Fäden ausdrücklich erwünscht. Nach den Gesprächen werde ich die These so bearbeiten, wie es sich für mich aus dem Lernprozess ergeben hat. Die Rahmung und Themenstellung, zu der wir eine These formulieren sollten, findet sich hier. Die Frage lautete…
Was können gemeinschaftsorientierte Formen des Wirtschaftens zu nachhaltiger Entwicklung beitragen?
These, Silke Helfrich, Commons Strategies Group
Gemeinschaften agieren nicht zwingend im Sinne der Nachhaltigkeit. Gemeinschaftsbasierte Wirtschafts- und Geschäftsmodelle greifen demnach zu kurz. Ebenso Wertedebatten. Nachhaltigkeit setzt vitale Beziehungen voraus, in denen einerseits nachhaltige Praktiken eingeübt und andererseits (Nutzungs-)Konflikte bearbeitet und gelöst werden können. Erst dies bringt Gemeinschaftlichkeit und gemeinsame Werte überhaupt hervor; nicht „Gutmenschen“, der Staat oder unsichtbare Hände. Werte entstehen leise; in und durch die Praxis von Menschen mit gemeinsamen Bezugspunkten. In Beziehung kann auch der vermeintliche Dualismus Ich gegen die Anderen fühlbar aufgelöst werden. Daher sind radikale Experimente wichtig, deren Kern nicht das „andere Wirtschaftsmodell“ oder die andere Eigentumsform ist, sondern die Ermöglichung resilienter Sozialstrukturen. Radikale Experimente brauchen: Planungsoffenheit (trial and error) bei gleichzeitiger Dokumentationspflicht (Stigmergie) sowie Freies Wissen. Und wir brauchen polyzentrale Entscheidungräume, Infrastrukturen und Prozessdesigns, die diese Experimente fördern.
Ich weiß nicht, ob sich so sinnvoll über die Herstellung von Gemeinschaft als Träger gemeinsamer Verantwortung, gemeinsamer Ziele oder Zielmargen diskutieren lässt, d.h. über die Schaffung der Möglichkeit, gemeineigentümlich über die Entwicklung und Anwendung der menschlichen (und vom Menschen mitgestateten) Produktionkräfte / Produktionsmittel entscheiden zu können usw.
Es kommt ja immer darauf an, wer genau zu welchem Zweck welche Art gemeinsame Verantwortung usw. entwickelt.
Gemeinsame „Werte“ also Verhaltenspräferenzen im Hinblick auf bestimmte Ziele entstehen ja auch nicht einfach durch Beziehungen sondern dadurch, dass es irgend etwas gibt, was die jeweils Beteiligten dazu beringt, (mit dem sich die Beteiligten dazu bringen), gemeinsame Ziele zu definieren, festzulegen, wer dazu wieviel mindestes beiträgt, wie das kontrolliert wird , wer den Nutzen hat usw..
Die gemeinte Gemeinschaft der Verantwortlichen oder Nutzer kann klein sein oder sehr umfassend. Eine sozial bzw. ökologisch nachhatigen Entwicklung und Anwendung der menschlichen Ressourcen bzw. Produktionsmittel verlangt z.B. logisch nach Etablierung eines – am Ende weltgemeinschaftlichen – Nachhaltigkeitsmanagement als Grundlage des menschlichen Füreinanders. Und man muss danach schauen, wo das Finden entspechend gemeinsamer „Werte“ geschieht bzw. geschehen könnte. Etwa im Prozess der Findung von Post 2015 Entwicklungszielen der UN (ein Frucht von Rio +20).
Ein wunderbares Konzept zur Visiualisierung einer solchen Perspektive hat m.E. Kate Raworth mit ihren Doughnut Economics geliefert. Siehe
http://www.kateraworth.com/doughnut/
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