Meilensteinchen: Faire Lizenzen für Medikamente

Pharma SpezialIch dokumentiere hier nahezu komplett die letzte med4all-Infomail (mit einigen zusätzlichen Links); weil ich es ermutigend finde, dass die Frage nach gerechteren und am allgemeinen Nutzen orientierten Lizenzierungsformen (von „kreativen Lizenzverträgen ist hier die Rede) auch im hochvermachteten Pharmabereich in die Öffentlichkeit dringt und renommierte Universitäten hier mit gutem Beispiel voran gehen. Konkret hat das University College London Interessantes beschlossen.

Nun der Originaltext von med4all:

„Das University College London (UCL) hat eine Richtlinie zur sozial gerechten Handhabung ihrer Erfindungen verabschiedet. Damit setzt eine der wichtigsten Hochschulen Großbritanniens ein wichtiges Signal.  Der stellvertretende Leiter des UCL hebt den fruchtbaren Austausch mit Universities Allied for Essential Medicines (UAEM) bei der Erarbeitung dieses Dokuments hervor.

Was sind die wesentlichen Beschlüsse?

Reflektierter Umgang mit geistigem Eigentum:

Das geistige Eigentum dürfe bei der Gesundheitsversorgung von Menschen in Entwicklungsländern nicht zum Hindernis werden. Deshalb wolle man künftig genauer prüfen, welche geistigen Eigentumsrechte für Gesundheitstechnologien notwendig wären.

Lizenzbestimmungen:

Im Fall von Patentschutz soll über kreative Lizenzverträge der Gesundheitsnutzen berücksichtigt werden. Als Beispiel führt das UCL finanzielle Vergünstigungen für die Lizenznehmer auf, etwa Verzicht auf Lizenzgebühren, oder Verpflichtungen für die spätere Preisgestaltung.

Vorbehalte für die Zukunft:

In vielen Fällen ist beim ersten Vertragsabschluss noch nicht absehbar, welche Bedeutung die Erfindung zukünftig für Menschen in Entwicklungsländer haben wird. Dem soll durch entsprechende Klauseln Rechnung getragen werden, die eine Nachbesserung des Vertrags erlauben.

Engagement in der Produktentwicklung:

UCL erklärt, die Gesundheitsbedürfnisse ärmerer Länder zukünftig in der eigenen Forschung stärker zu berücksichtigen. Dazu möchte man sich auch in Public-Private-Partnerships einbringen, die Erfindungen bis zur Zulassungsreife weiter entwickeln.

Evaluierung:

Es soll eine Methode entwickelt werden, die erfasst, wie erfolgreich das eigene Bemühen um eine Verbesserung des globalen Zugangs zu den Früchten der Universitätsforschung ist.

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Sehr empfehlen möchte ich auch den letzten Pharma-Brief spezial (foto oben): Öffentliche Gesundheitsforschung … kommt gut an.  Darin wird der Frage nachgegangen, was öffentlich finanzierte Forschungseinrichtungen dafür tun können, ihre Forschungsergebnisse auch für Menschen in ärmeren Ländern verfügbar zu machen? (Ich finde ja, für die reichen Ländern stellt sich dieselbe Frage. Ihre gemeinwohlorientierte Antwort würde vermutlich für eine bemerkenswerte Verringerung der Kosten für das öffentliche Gesundheitswesen sorgen. In der Broschüre werden gut verständlich vorgestellt: Lizenzmodellen wie Equitable Licensing (darüber gibt es von Godt/Wagner-Ahlfs und Tinnemann einen erhellenden und ausführlicheren Artikel im Commonsbuch). über non-profit-Kooperationen bis hin zu eigenen Produktentwicklungen. Die Publikation stellt erstmals vielfältige Fallbeispiele aus Europa vor – alle aus der Praxis heraus entwickelt und erprobt.

Ein Gedanke zu „Meilensteinchen: Faire Lizenzen für Medikamente

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