
Robert Steele, CC BY SA 3.0 By:http://en.wikipedia.org/wiki/User:Porkrind
Ich reibe mir kurz die Augen. Aber da steht es immernoch. Ex-Marine(!) und Ex-CIA-Spion mutiert zum Commoner. Das schreibt der Guardian. Nur ein bisschen ausführlicher.
Robert David Steele, Mitbegründer der US Marine Corps intelligence activity (über die es wenig Positives zu berichten gibt) erschüttert das US-Ge-heim-Dienst-Establishment. Nach circa 40 Jahren Dienstzeit weiß er wie das geht. Er ist Insider. Unter anderem hat er das Open Source Intelligence Paradigma, OSINT, mitersonnen (Das klingt in Zeiten des NSA-Skandals fast ein bisschen altbacken.*).
1992 habe er – nicht gerade unter CIA-Applaus – von den Marines die Erlaubnis erhalten, eine internationale Konferenz zu organisieren. Dort konnten sich dann 620 Geheimdienstler aus aller Welt über das Spionieren und Kombinieren mit offenen bzw. öffentlichen Quellen austauschen. Die CIA fand das wohl gar nicht gut. Eine zweite Konferenz gab es jedenfalls nicht. Die Auseinandersetzungen darum haben Steele offenbar veranlasst, seine Ideen außerhalb der Marines und der Geheimdienste zu verfolgen. Das wiederum scheint keine schlechte Idee gewesen zu sein.
Hier ist ein Link zum 2006 gegründeten Earth Intelligence Network, welches die Ideen spiegelt, die Steele in uns so unzugänglichen Kreisen verbreitet. Er scheint ein Vielleser zu sein
„…the number 1 Amazon reviewer for non-fiction across 98 categories.“
… und hat dabei offenbar auch eine Menge Commonsliteratur u.a. von meinem Kollegen David Bollier und Peter Linebaugh gelesen. Das hat wohl so etwas wie Resonanz erzeugt. Ein Kohärenzgefühl mit den eigenen Lebenserfahrungen – anders kann ich mir diesen biographischen turn nicht erklären. Und wer viel liest, der schreibt auch: etwa The Open-Source Everything Manifesto: Transparency, Truth and Trust.
Eine Kostprobe:
„We are at the end of a five-thousand-year-plus historical process during which human society grew in scale while it abandoned the early indigenous wisdom councils and communal decision-making,“
Im Open Source Everything Manifest analysiert er, dass in den USA, in Großbritannien und in den meisten westlichen Ländern eine revolutionäre Situation gegeben sei (siehe Matrix unten).
Der Guardian Journalist und Bestseller Autor Nafeez Ahmed schreibt dazu:
„Steele’s book is a must-read, a powerful yet still pragmatic roadmap to a new civilisational paradigm that simultaneously offers a trenchant, unrelenting critique of the prevailing global order. His interdisciplinary ‚whole systems‘ approach dramatically connects up the increasing corruption, inefficiency and unaccountability of the intelligence system and its political and financial masters with escalating inequalities and environmental crises.“
Kapitalismus sei inhärent räuberisch und destruktiv:
„Over the course of the last centuries, the commons was fenced, and everything from agriculture to water was commoditised without regard to the true cost in non-renewable resources. Human beings, who had spent centuries evolving away from slavery, were re-commoditised by the Industrial Era.“
Und überhaupt, Kapitalismus das ist …
„an extension of the fencing of the commons, of enclosures, along with the criminalisation of prior common customs and rights“
Ist das jetzt Linebaugh, Bollier oder Steele? Jedenfalls geht es munter so weiter.
Das Ganze wäre halb so bemerkenswert, wenn Steele bei Analyse und Kritik stehen bleiben würde. Aber auf die Frage, was das Open-Source-Everything Manifesto mit den Defiziten des Kapitalismus zu tun habe, schlägt er einen großen, sinnvollen Bogen von der Einhegung der Commons über die Kriminalisierung von commoners zur Externalisierung aller möglichen Kosten, Fracking, TTIP, Korruption und Geheimnistuerei als System. Der Hebel dagegen:
„Open government demands open cloud and open spectrum, or money will dominate feeds and speeds.“ And … „Open Source Everything makes truth rather than violence the currency of power.“
Irgendjemand muss die Biographie dieses Mannes schreiben, damit ich das besser verstehe. Denn: die senior military intelligence experts respektieren ihn immer noch, trotz seiner expliziten Kritik an den Methoden der US Geheimdienste und all seiner commonischen Ideen. Echt Ex?
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* mehr dazu am Ende des verlinkten Guardian Artikels
Der Guardian Artikel.
Steele’s matrix on the preconditions for revolution
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Robert David Steele