Der Erdbeerstrunkentferner: „Tragedy of the Market“ en detail

IMG_2030Natürlich sind die Details nicht so wichtig und an einem Erdbeerstrunkentferner geht die Welt nicht zugrunde. Aber gerade die Absurditäten illustrieren am besten, in welch bizarre Sphären der Warendiversifizierung „der Markt“ von seinem eigenen Wachstumswahn gezwungen wird.

Jeder kennt vermutlich das Phänomen: Früher (nein, nicht in der guten alten Zeit, sondern in meiner eigenen Jugend) hatten Erdbeeren in den 3-4 Wochen ihrer Saison einen wunderbaren Geschmack und dufteten im ganzen Haus. Es gab nichts fantastischeres als Erdbeeren mit Schlagsahne, Erdbeerkuchen oder selbstgemachtes Erdbeereis. Wenn man eine Erdbeere essen wollte, dann nahm man sie in die Hand, zog am Stiel und wupp – hatte man den Strunk mitsamt seiner Wurzel in der Hand. So habe ich Erdbeeren über Jahre meines Lebens hin gegessen. Dann kam die Marktwirtschaft und freute sich, mir jeden Wunsch von den Lippen ablesen zu dürfen: Erdbeeren zu jeder Jahreszeit und aus aller Welt. Aus Spanien, Italien, Südafrika und Israel wurden die köstlichen Früchte eingeflogen und landeten im Supermarkt. Problem: Erdbeeren sind empfindlich! Sie mögen es gar nicht, reif durch die Welt zu fliegen. Also pflückte man sie unreif und reifte sie, vermutlich durch Ethenbegasung, nach (wie Tomaten, Bananen und allerlei vermarktungs-unwilligem Obst und Gemüse). Leider verloren die Erdbeeren dadurch an Süße und Aroma, denn das Ethen macht sie nur rot. Irgendwie scheint man nun so lange herumgezüchtet zu haben, bis unreife Erdbeeren wieder halbwegs nach was schmecken und auch ein bisschen süß sind. Ganz sicher bin ich nicht, ob das so stimmt, aber eine Beobachtung ist sicher. In einem Korb voller knallroter und ein bisschen aromatischer Erdbeeren vom Bauern vor Ort habe ich nur eine einzige Erdbeere gefunden, aus der sich der Strunk herausziehen ließ. Bei den anderen ist man aber immerhin so weit, dass sich die Blätter abreißen lassen, ohne die Erdbeere zu zermatschen. Der Süße kann man mit Zucker nachhelfen, aber das Aroma hält sich doch sehr in Grenzen. Dabei sehen sie so schön aus.

Die Erdbeeren meiner Kindheit existieren nicht mehr. Die Marktwirtschaft hat mir dafür meinen sehnlichsten Wunsch erfüllt und die köstliche Frucht in ein Produkt verwandelt, das den Ansprüchen der Hersteller entspricht.

Dann der Gag zu Schluss, der meinen Tag rettet: Eigentlich wollte ich nur guckeln, ob es das Wort „Erdbeerstrunk“ wirklich gibt. Und was finde ich? Den Koziol Erdbeerstrunkentferner Bea. Mit Youtube-Video zur leichteren Bedienung! Danke, liebe Marktwirtschaft!!! Was wäre ich ohne Dich und Deine genialen Einfälle?

 

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