Commonistenfußball in Bechstedt

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Commonistenfußball in Bechstedt

Bei einem Kurzbesuch aus der Commons-Sommerschule in Bechstedt wurde ich Zeuge eines ungewöhnlichen Ereignisses. An diesem WM-spielfreien Tag bolzte ein bunter Commonistenhaufen auf einen Wasserball ein, bis dieser seufzend sein letztes Lüftlein entlies. Unter den kreativen Pfiffen und spontanen Regeländerungen (wie Rückwärtsspielen oder Teamübergreifendhandinhandkicken) der unparteiischen Jaana Prüss hatten alle offensichtlichen Spaß. Zumindest wenn man von den Fußball-typischen Foulopfern abstrahiert. Selbst die beiden Zuschauer waren begeistert. Nur der Hund zeigte sich desinteressiert. Nachdem der erste Ball aber geplatzt war und der zweite zu schmerzhaften Kollisionen geführt hat, kehrten die Spieler – und das finde ich interessant – schließlich doch zum klassischen Ball und den klassischen Regeln des Fußballs zurück. Interessant auch deshalb, weil ich schon lange den Verdacht habe, dass Fußball eigentlich ein ziemlich perfektes Spiel ist und vielleicht gerade deshalb so populär in der Welt. Damit meine ich ausdrücklich nicht die Kommodifzierungsreinkultur durch die Fifa, sondern einfach den Fußball als Spiel an sich. Ein Spiel, das geradezu ideal eine Commons-Idee umsetzt:“To Out-Cooperate!“ Denn selbst bei der Kommerz-Weltmeisterschaft wie jetzt in Brasilien kann man ja oft beobachten, dass ein Spiel gewinnt, je besser die Akteure kooperieren. Eigentlich schade, dass dieses schöne und weltweit beliebte Spiel so in Kommerz, Korruption und nationaler Dominanzfantasie versumpft ist.

Aber apropos … (die folgenden Zeilen gehören laut Silke eigentlich nicht auf den Commonsblog, wurden aber live während dem Spiel hier veröffentlicht. Größtenteils handelt es sich um Zitate des Kommentators im Fernsehen)

  • 1:1 im Spiel Chile-Brasilien. Wenn nur der Kommentator nicht solchen Mist schwätzen würde … richtig spannend.
  • Wieso hauen die sich auf dem Weg in die Kabine?
  • Ein schönes Handballtor!
  • Was ist ein unbrasilianischer Pass, bitte?
  • Der Kommentator denkt in der 60. Minute über ein mögliches Elfmeterschießen nach. Vielleicht sollte man ihm einen Kaugummi anbieten.
  • „Spielerisch machen die Chilenen es den Brasilianern im Moment vor“? Äh … und was ansonsten??
  • Die Brasilianer sind schwach? Vielleicht sind die Chilenen ja stark?
  • „Noch einmal Hulk, dieser wuchtige Spieler
  • „Eine Idee ist nicht erkennbar“
  • „Das war jetzt keine hohe brasilianische Fußballkunst“ (dafür fast ein Tor 🙂
  • Man kann übrigens gut den Unterschied zwischen Ballbesitz und Balleigentum erkennen. Der Ballbesitz wechselt hin und her, ohne dass der Eigentümer sich ändert.
  • HULK! Klasse gehalten und Claudio ist im Ballbesitz. Bravo!
  • „Die Zeit läuft!“ (Aha)
  • „Gib uns Kraft, gib uns Lautstärke!“
  • Mein Sohn ruft an und will wissen, wie man Coq au Riesling kocht … die Jugend ist auch nicht mehr so fußballbegeistert wie einst“.
  • „Die Chilenen kommen auch nicht mehr zum Abschluss“. (ich dachte, die spielen Fußball)
  • „Der hat schon reichlich einstecken müssen“ (Was? Geld?)
  • Ups … jetzt hat er sich verschluckt … hulk … hulk … hulk!
  • Der is irgendwie im falschen Film, Joe. Hulk. HULK! (Hat der den Hering jetzt bald ausgewürgt?)
  • Hier noch mal HULK. Nicht ungefährlich.
  • Drei Männer in der Mauer.
  • Scharf ja. Um die Mauer herum nein.
  • Keine Krrafft mäa …
  • Williams Einsatz beginnt … eigentlich eine gute Idee.
  • Und nun werden wir unweigerlich zugehen, auf die zweite Hälfte der Verlängerung.
  • Joe! Erste richtig gute Aktion des Jokers (Ball 3 Meter über dem Tor)
  • Medel kann nicht mehr gehen, will aber im Spielfeld bleiben. Den Tränen nahe …
  • Und die Verzweiflung ist auch ihm anzusehen …
  • Hulk hält sich das Gesicht.
  • Noch 5 Minuten. Ein erster Krampf. (ich dachte, das ganze Spiel sei Krampf)
  • Ohne Sinn und Verstand
  • Hulk!
  • Wollen die wirklich das Elfmeterschießen?
  • Unfassbar! Die Latte rettet für Brasilien (kein Abschluss)
  • Ein Geniestreich! HULK! Nein.
  • Pinilla … der eben diesen Lattenkracher hatte …
  • Jetzt ist es amtlich …
  • Brasilien hat die Chance ins Viertelfinale einzuziehen, steht aber auch am Abgrund der eigenen WM.
  • Vom Elfmeterpunkt sind die Chancen eben doch sehr, sehr gleich.
  • Luis Gustavo, der noch um Beistand bittet.
  • 1:0
  • Der Lattenkracher gehalten … oh Gott
  • Vorbei, Williams war schwach. (meiner hat 40 %)
  • Julius Caesar hält den 2. Elfmeter!
  • Bravo ist dran, aber Marcello ist drin.
  • Aranguiz … Klasse 11meter
  • Und jetzt kommt HULK. Dieses Kraftpaket verschießt!
  • Chile gleicht aus! Da gehört sehr viel Mut dazu.
  • Zaudert, zögert und trifft!
  • Fast drin und raus. Ist das bitter!
  • Der Gasgeber ist happy!
  • 🙂
  • Uff
  • Neymar, der sich vielleicht auch für göttlichen Beistand bedankt.
  • Endlich vorbei … meine armen Nerven.
  • Ich habe eine Gänsehautentzündung bekommen.
  • Zu Recht!
  • Jetzt erstmal die Tagesschau.

5 Gedanken zu „Commonistenfußball in Bechstedt

  1. comm on … wir alle lernen! aber es waren dann doch letztlich deutlich mehr Zuschauer*innen an diesem Dorf und internationalen Ereignis (überschattet von der Hirn essenden Männer Riege am Rande des Geschehens und der literarischen und kulinarischen Genüsse im Vorfeld im Apfelgarten oder an der Schmiede und ausgewählten TExten der Dorfbewohner*innen) also ein Generations- Medien und interdisziplinären Laien-Expert*innen dieser Teams … kreativität bricht noch nicht bewährte Regeln obschon es den Spassfaktor erhöht – Zeitlupe in Echtzeit des MITeinander … danke Jakob und allen, die sich diesem Experiment gestellt haben (DORO!)

  2. Hirn-essende Männerriege – das ist ein wunderschöner Begriff. Ich werde ihn mitsamt des Foto in Wikipedia einpflegen. 🙂

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