Nur so ein lehrreiches Detail am Rande, über das ich gerade gestolpert bin: Ich bin zwar im Besitz eines gültigen Reisepasses, dieser ist aber Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Ich bin mir nicht sicher, ob es als Commons-Satire durchgeht, wenn wir alle zusammen gemeinsam meinen Reisepass benutzen und jeder ein Passbild dazu beiträgt. Jedenfalls ist das verboten – sagt der Eigentümer der Ressource. Man sieht also, die Eigentumsfrage beeinflußt die Commons unter Umständen erheblich, hat aber eigentlich nur indirekt mit ihnen zu tun. Aber wenn dieser Reisepass mein Eigentum wäre, dann könnte ich ihn teilen mit wem ich will.
Wie ist das nun mit meiner Identität? 🙂
Hat dies auf Walter Friedmann rebloggt und kommentierte:
Besitz und Eigentum
Interessanter Beitrag. Aber eine falsche Schlussfolgerung. Anders herum wird ein Schuh daraus. Man braucht kein Eigentum (eine kapitalistische Grundkategorie) um etwas nutzen zu können.
Es gibt viele Beispiele, die das Paradox an Eigentum leicht deutlich machen., z.B. wenn ich eine Zahnbürste nach dem Benutzen in die Gelbe Tonne entsorge – wo bleibt dann mein „Eigentum“ daran? Müsste mir die Firma, die die Tonnen entleert nicht einen (Rest-)Gegenwert erstatten? Wenigstens? Hatte ich überhaupt Eigentum daran? Gebe ich es auf? Verpufft es? Wo geht es hin?
In Wahrheit reicht es (im Sinne der commons) völlig aus, temporären Besitz an etwas zu haben, um es zeitweise nutzen zu können.
Eigentum hingegen ist die Basis des kapitalistischen Verwertungsprozesses – die „Verwertung des Wertes“ (Robert Kurz). Es erfordert im Normalfall den Erwerb per Kaufakt.
Genau darin unterscheiden sich commons als sozial-ökonomische Form. Nutzungsrechte anstatt Eigentumsrechte.
Eigentum gibt es in der Natur nicht. Es ist letztlich eine Illusion, eine rein gesellschaftliche Konvention, die es zu überwinden gilt, um wirklich frei zu werden vom Verwertung- und damit Wachstumszwang. Commons brauchen nämlich kein aus sich selbst heraus generierte Wachstum wie das Kapital.
Ich stimme völlig überein und wollte gar keine Schlussfolgerung suggerieren. Mir ging es tatsächlich nur darum, dass auch der Ungeübte im Reisepass nachsehen kann, was der Unterschied zwischen Eigentum und Besitz ist. Darüber hinaus finde ich es wichtig, dass die „Eigentumsfrage“ zwar wichtig, aber in der ideellen Späre nicht mit Commoning verknüpft ist. In der realen Welt hat die „Eigentumsfrage“ aber einen erheblichen Einfluss auf die Realisierbarkeit mancher Commons. Ein gutes Beispiel ist aus meiner Sicht das sogenannte „geistige Eigentum“, das massiv dazu genutzt wird, um unter dem Deckmäntelchen des Urheber- und Erfinderrechts ein Teilen und gemeinsames Nutzen systematisch zu erschweren.