Manchmal überrollen einen die Dinge mit unerwarteter Wucht. Ich kenne den Regiseur Wim Wenders seit meiner Schulzeit. Ein engagierter Deutschlehrer hatte uns 1976 ins Programmkino beordert, um dort sein Roadmovie „Im Lauf der Zeit“ zu bewundern. Ich war schon damals ein Fan von Wenders Filmen und fasziniert von seinen fotografischen Qualitäten. Insofern waren meine Erwartungen hochgesteckt. Zusammen mit meiner Tochter (17) habe ich heute seinen aktuellen Film „Das Salz der Erde“ über den Brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado gesehen. Ich bin sprachlos. Ein Film, der selbst wie eine Fotografie wirkt, in dem nur ruhig gesprochen wird und der nur wenig Farbe zeigt. Wie ist es möglich, dass er mich derartig berührt. Wen Sebastião Salgado und Wim Wenders nicht zu Tränen rührt, der muss, wie mir scheint, ein Herz aus Salz haben. Für diesen Film lohnt eine Reise. Wenders sagt, Sadalgo habe ins Herz der Finsternis geblickt. Ich glaube, Saldago hat ins Herz der Menschen geblickt und Wenders beobachtet ihn dabei.
Einziger Wermutstropfen ist das © in der letzten Zeile des Abspanns, die fast jeder Kinobesucher wie hypnotisiert abwartet. Denn wie schon Sadalgo im Film sagt: Ein Portrait, das fotografiert man nicht alleine. Man bekommt es geschenkt. Der Preis, den die Portraitierten für dieses Geschenk bezahlt haben, ist nicht zu ertragen. Man muss es einfach annehmen, finde ich.
Wir verlassen das Kino verunsichert; still; ringen um Worte. Und dann drücken wir uns und sind froh, ins Kino gegangen zu sein.
Literaturhinweis: DU-Magazin, November 2014
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Das Salz der Erde