Kurz vor Weihnachten kann mein Entgeldnachweis mit der Dicke des „kostenlosen“ Anzeigenblatts nicht mehr mithalten. „Kostenlos“ ist gut. Wenn ich alles kaufe, was ich zu Weihnachten angeblich unbedingt benötige, dann bin ich mindestens 150.000 Euro los. Aber was soll’s. Hier ein Schnappschuss aus Jena, der irgendwie den ganzen Dissenz zwischen Markt und Commons sehr schön illustriert:
Hier ist es Ironie (vermute ich). Aber Vorsicht: Im Alltag ist es Ernst gemeint! (da bin ich sicher)
Für die meisten Menschen ist Geld etwas, für das sie sich stark anstrengen um es zu bekommen. Dann nehmen sie es und kaufen sich damit Glück.
Und egal wie oft ihnen Psychologen sagen, man kann sich Glück nicht kaufen, sie machen es trotzdem immer wieder so.
Der Grund dafür ist einfach: Dinge zu erwerben macht Spaß. Das Gehirn schüttet eine ganze Menge von Glückshormonen aus, wenn man sich endlich das ersehnte Auto mit den 400PS kauft, mit dem man dann seine 80kg zum nächsten Discounter rollen lässt.
Der Grund dafür ist, dass es “in der Steinzeit” schlicht so wenig gab, dass die Natur eine Belohnung für jeden Erwerb (was haupsächlich Essen war) ausgesetzt hat. Aus dem gleichen Grund hat sie uns eine ständige Unzufriedenheit eingepflanzt. Wir sind unzufrieden, wenn wir uns nicht verbessern.
Doch was einmal gut war, ist heute ein Problem. Es gibt schon lange keinen Mangel mehr. Dennoch sind wir auf Erwerb getrimmt. Das macht neidisch (und unglücklich) auf die, die mehr erworben haben. Denn wir vergleichen uns. Wir sagen nicht: Ich habe ein schönes Haus, mir ist warm, ich habe mehr als genug zu essen – ich brauche nichts mehr! Wir sagen statt dessen: Ich will ein NOCH größeres Haus, einen Pool und so viel Essen, dass mir schlecht wird!
Doch leider, leider, macht der Erwerb nur sehr kurzfristig glücklich. Und der Besitz überhaupt nicht. Besonders deutlich kann man das in den USA sehen, wo viele Menschen Garagen-ähnliche Abstellplätze für viel Geld mieten, um dort Dinge einzulagern, die sie nie wieder anfassen. Und anmieten tun sie diese Abstellplätze, weil die Garagen an ihren riesigen Häusern bereits vollgestopft sind.
Hat dieser ganze Krempel diese Menschen glücklich gemacht? Eher nicht. Dennoch glauben immer noch viele Menschen, dass sie glücklicher seien, je mehr sie besitzen.
Psychologen (und was das angeht, jeder nahmhafte Philosoph und Religionsgründer den es jemals gegeben hat) sagen dagegen, Glück kommt aus dem Inneren.
Hallo LennStar. Ich bin beeindruckt von so einem ernsthaften Kommentar zu meinem eher en passant verfassten Kurzbeitrag. Dennoch möchte ich zwei Anmerkungen machen: 1. glaube ich nicht, dass „Glück durch Erwerb“ ein Relikt aus der Steinzeit ist. Ich halte es eher für eine Entfindung der Neuzeit – und das ist kein Tippfehler. Wir werden systematisch unserer Befähigung beraubt, Glück anders als durch Erwerb von Konsumgütern zu erfahren und ich bin überzeugt, der vorindustrielle Mensch konnte dies bedeutend besser. 2. muss ich den US-Amerikanern, die es einem meist nicht leicht machen, sie (als Klischee … ich rede nicht von Einzelpersonen) gebührend zu lieben, mal ein gutes Haar zukommen lassen. Nach meiner Erfahrung in den USA hängen die Leute dort in der Regel weniger an ihren Gütern, als wir hier in Germanien. Die Häuser dort haben aber traditionell wenig Spreicherflächen und meist keinen Keller oder Dachboden. Insofern bleibt oft gar nichts anderes übrig, als Dinge, die man nicht wegwerfen will, in einem gemieteten Raum zu lagern. Aber die zahlreichen Garage- und Moving-Sales in der USA zeugen von einer lebendigen Austausch- und Gebrauchtwarenkultur, die ich mir hier oftmals wünschen würde.
Vielen Dank für deine kritische Anmerkung!!
Das war nämlich kein eigentlicher Kommentar, sondern ein erster Entwurf eines Texte zu einem Projekt von mir, den ich vor 2 Tagen geschrieben hatte.
Ich fand, er passte wie die Faust aufs Auge. Also habe ich ihn en passant kopiert 😉
Deine Bemerkungen zeigen, dass ich den ersten Entwurf noch deutlich überarbeiten muss – und natürlich, die Konsumgesellschaft inklusive geplanter Obsoleszenz (richtig geschrieben? lol) ist eine Erfindung der Neuzeit.
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Man kann Dinge auch in einem normalen Raum lagern – insbesondere bei den Unmengen an Räumen, die neuzeitliche amerikanische Häuser der oberen Mittelschicht so haben. Davon abgesehen sollte man gar nicht erst so viel kaufen, um Lagerprobleme zu bekommen.