
Assessment Centre?
Schools out forever! Die Kids suchen eine Lehrstelle. Klar ist: Die besten Unternehmen sind sehr wählerisch. Sie nehmen nur die besten Kandidaten. Es scheint wie ein Naturgesetz. Was willst Du machen?, fragt mein Nachbar. Ein Unternehmen muss die besten Bewerber nehmen, denn sonst ist effizientes Wirtschaften unmöglich. Ach, sage ich. Ich dachte, alle Unternehmenn wollen überleben. Versuchen also ökonomisch sinnvoll zu handeln. Und schlussendlich muss doch auch jeder Bewerber etwas lernen. Oder?

Die Kids von Baktahapur
Oder hat unsere Welt für die Nichtsoallerbesten Kids keine Verwendung? Doch, doch? Aber die besten Unternehmen picken sich eben die besten Bewerber heraus?
Klar, oder?
Als sei der Mensch eine Rosine in Oma Lenis Stollen. Wie wäre es mit einem Perspektivwechsel?
Sagen wir mal so: Das beste Unternehmen zeichnet sich dadurch auf, dass es sogar die „schlechteste“ Bewerberin noch so gut ausbildet, dass diese erfolgreich in ihrem Traumberuf arbeiten kann. Und die beste Bewerberin erkennt man daran, dass sie mit der nicht so herausragenden Ausbildung in einem drittklassigen Unternehmen immer noch erfolgreich wird.
Spinnerei? Warum? Widerspricht die Idee unseren grundlegenden Werten?

Ziegenhirtinnen am Annapurna
Nein! Es widerspricht noch nicht einmal der inneren Logik des Sozialdarwinismus. Der Beste ist nicht, wer in Moos gebettet unruhig schlummert, sondern wer auf hartem Beton einen tiefen und erholsamen Schlaf hat. Unternehmen, die nur aus den allerbesten Bewerbern für Lehrstellen etwas anfangen können, sind doch im Grunde schlicht unfähig. Vor allem aber verantwortungslos! Denn sie lassen den Großteil einer ganzen Generation von jungen Menschen ohne Not im Regen stehen und geben ihnen das Gefühl, irgendwie zweit- oder drittklassig zu sein.
Ein Unternehmen, das unsere Achtung verdient, würde sich aber erfolgreich um hoffnungslose Fälle kümmern. Opportunistische Rosinenpicker sind erfolgreich? Sicher. Aber was ist denn das für ein Kunststück? Es erinnert mich an ein selbstironisches Lied von Wolfgang Ambros? „Denn ich verwandle nur den Wein in Wasser, das ich lasse“. Bewunderung verdient man anders.

Och Menne … Hausaufgaben. 🙂
Viel wichtiger aber: Die wertende Sicht auf junge Leute auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist ein Stein gemeißeltes Dogma, das jeder ethischen Begründung entbehrt. Pure Propaganda! Logisch nur unter der Perspektive eines derzeit herrschenden Paradigmas. Die Kommodifizierung unserer Kinder.
Für mich ein unmenschlicher, sozialdarwinistischer Denkansatz! Nicht ein Naturgesetz. Ein Paradigma, das obendrein die Prinzipien des Darwinismus nicht im Ansatz begreift. Denn die Darwin’sche Selektion der Schwachen bezieht sich in der Evolution der Arten und nicht auf eine Selektion von Individuen. Und der Schutz und die Förderung von Schwachen kann sehr wohl gerade die Stärke einer Art bezeugen.
Für mich ist der Mensch keine Rosine. Sein Wert besteht nicht aus seiner Nutzbarkeit! Für Staat und Markt scheint dies eine unlösbare Ausgabe. Ein Grund, warum mich Commons faszinieren. Denn Commoning fragt nach dem Nutzen des Wirtschaftens für den Menschen und nicht nach dem Nutzen des Menschen für die Wirtschaft.
Die Grundidee dieser Gedanken lässt sich übrigens auch auf die Fllüchtlingsthematik übertragen. Denn nicht die Flüchtlinge gefährden unsere Kultur und deren mangelnde Qualifikation gefährdet nicht unseren wirtschaftlichen Wohlstand, sondern in unserem Umgang mit Flüchtlingen kommt unsere Kultur zum Ausdruck und die Befähigung unserer Wirtschaft, gemeinsam mit unqualifizierten Flüchtlingen etwas Positives zu schaffen, das wäre ein Ausdruck ihrer Stärke.

Silvester im Palast des Sultans von Fumban.
In der Sphäre der Commons scheint mir dies kein Problem, denn in gelingenden Sozialbeziehungen fällt es nicht schwer, sich als Gast fremder Kulturen in einem gemeinsames Silvesterfest integriert oder zumindest akzeptiert zu fühlen.
Happy Nikolaus.
Guter Artikel. Stimme ihm voll zu.
Hier meine Gedanken zum Thema Gemeingut.
http://www.vision-europa.de/menschenwuerde