#commonsassembly in Brüssel (2/2)

Das ist ein Liveblog von der ersten European Commons Assembly, aka ECA, im Europäischen Parlament (gestern ging’s los.)

14:36 Uhr: die 1. European Commons Assembly beginnt. Nur drei Stunden Zeit? Unsinn: Es ist der Beginn eines langen Prozesses.

14:41 Uhr: Marisa Matias, MEP:

„We need to know those who work in the field, on the grounds.“

Sie meint solche Leute wie uns. Es ist gerappelt voll im Saal. Siehe Foto (von I.St.) Da sitze ich übrigens und blogge.

eca-silke-beim-bloggen

14:47 Uhr: David Hammerstein for the organizing team and on behalf of all of us:

„This is the first time for a lot of things: the first Commons Assembly, the first time regular commoners sit on the panel in this parliament and deputies are part of the crowd. This is symbolic for a new way of doing politics.“

„Our objective is to have a different way of living. A system change! We want to change the logic of the system where the scarcity of the finite world will stop being ignored by the economic logic and the abundance of infinite resources like knowledge can be used for the benefit of everybody.“

14:50 Uhr: Fotos muss ich nachliefern!

14:51 Uhr: Immernoch Hammerstein:

„This assembly is not an event. It’s a process.“ … „We want to form cohesion, a bonding, a good atmosphere for doing things together. The Assembly will become what people want it to become  …“

15:01 Uhr: es gibt tatsächlich einen partizipativen Einstieg. Wir schnattern alle durcheinander über unsere – sehr verschiedenen – Definitionen von Commons. Meine für heute:

„Commons are a narrative that challenges market-fundamentalism and nationalism.“

Rita, meine portugiesische Nachbarin, findet, dass auch eine negative Definition wichtig ist:

„Commons is what resists enclosures.“

15:10 Uhr: Wir machen uns noch einmal den Call for a European Commons Assembly bewusst (schon unterschrieben?). Einzelne Sätze aus dem Aufruf fliegen durch den Raum. Zum Beispiel:

„We as European citizens are reclaiming Europe.“

Das ist ein großer Satz. Ich habe keine klare Vorstellung seiner Dimension.

15:19 Uhr: Das läuft hier bisher alles wie bei einem ordentlichen Art of Commoning. Nächster Punkt: storytelling. Es geht los mit dem wundervollen Commons Josaphat hier aus Brüssel. Sophie erklärt uns, wie Land in der Stadt aus dem Markt genommen und dann verhindert wird, dass es wieder dorthin zurück fällt.

Notiz an mich: „principe des trois tiers“ – nachgucken!

15:25 Uhr: Es folgt jemand aus Barcelona. Logo! Es geht um „grassroot innovation and community economy“ und darum, dass sich die Aktivist*innen in Barcelona selbstredend gerade jetzt die Frage stellen:

„How  can we make the institutions part of this positive feedback circle too?“

Ich muss mich schlau machen, was unter Barcelona en Comú in der Stadtregierung derzeit machbar ist. Und wie dort gewährleistet wird/werden soll, dass der feedback-loop nicht nur administrative Interessen bedient.

Spannend ist der „new urban commons legal and policy frame“; allerdings ist dort immer von citizen die Rede. Dieser Begriff scheint mir zu eng mit der Idee von Nationalstaatlichkeit verknüpft. Es gibt für diesen framework  „9 Prinzipien“ bzw Kriterien.

Auch hier muss ich nachlegen! Schließlich sind wir im Parlament und da ist keine Zeit zum reden.

15:32 Uhr Panyotis Antoniadis von Net Hoods spricht über Internet-Commons:

…built by the people for the people.

Abstrakter gesagt geht es ihm um die Frage nach den Infrastrukturen als Commons. Panas stellt 3 Projekte vor:
Das erste aus Berlin: Freifunk. Das zweite aus Barcelona: guifi.net. Das dritte aus Griechenland: Bürgernetz aus Sarantoporo.

15:41 Uhr: Und wieder wird die Debatte für alle geöffnet: Wo liegen die Verbindungen zwischen diesen drei Beispielen? Meine Nachbarin aus Neuseeland sagt:

  • keine der Initiativen begann auf Initiative der jeweiligen Lokal-/ Stadtregierung
  • sie sind 5-6 Jahre alt, Freifunk älter, aber noch keines hat bisher mehrere Jahrzehnte überstanden. Man wird sehen!
  • In allen Projekten stellt sich die Frage: Wie gestaltet man die Beziehungen zu den Regierungsinstitutionen, besonders auf lokaler Ebene?
  • Niemand hat erklärt, wie sich die Projekte finanzieren und wir haben auch nichts über die sogenannte „sweat equity“ erfahren.
  • Alle tummeln sich in Bereichen, die gemeinhin hochgradig marktkonform organisiert und damit vermachtet sind: z.B. Wohnraum; Internet…
  • Alle sind mit der Idee von Territorium verbunden (meint Ricardo Petrella), auch wenn der Begriff hier sehr weit geöffnet wird
  • In keinem der Projekte kann man Infrastruktur, die produzierte Dienstleistung und das entsprechende Governanceregime unabhängig voneinander denken.
  • Alle Projekte zeigen: es gibt Alternativen zur Organisation nach kapitalistischen Marktprinzipien.
  • Es gab wenig Informationen darüber, ob in den Projekten soziale Praktiken reproduziert werden, die Exklusion reproduzieren.

Fairerweise sagt die Moderatorin, dass die storyteller nicht analysieren sollten, sondern  andeuten was möglich ist.

15:52 Uhr: Ein wichtiger Aspekt, den José Luís Vivero Pol nochmal unterstreicht: Alle Beispiele zeigten:

„The commons is quite a reality!“

Und eben das braucht Rückenwind von politischen Institutionen. Stattdessen gibt es Rückenwind für Landgrabs, top-down-centralized energy politics, Internet-Regulierung en, in der der Begriff von fair-use nicht einmal vorkommt. (Kann hier jemand einen Link liefern?)

15:59 Uhr: Nebenbei, auf twitter #commonsassembly folgen ist auch nützlich 🙂

16:03 Uhr: Ich realisiere gerade, dass hier #TAPAS sitzen, nicht nur Commoners. TAPAS = There Are Plenty of AlternativeS. Dh. Leute aus der Solidarischen Ökonomie, der Gemeinwohlökonomie, von Transition Towns etc, etc. Energetisch top bislang.

Ich bemerke wie ich irgendwie immernoch davon ausgehe, dass die Leute auf dem Panel zu Wort kommen werden. Werden sie aber nicht. Jedenfalls nicht mehr als alle anderen. Alles sehr bedeutungsschwanger.

16:06 Uhr: Zugang, Eigentumsfrage, Machtfrage/ Machtverhältnisse und Martin Pairet tweetet:

Civic engagement, diversity, access and empowerment should be at the core of the Commons  

16:07 Uhr: Wir können die Anerkennung der Commons als Realität und Alternative doch nicht von politischen Veränderungen abhängig machen, sagt eine Frau aus Galizien. Recht hat sie.

16.11 Uhr: Jetzt gibt es Videobotschaften von bekannteren Gesichtern (hoffe Links nachzuliefern). Zumindest sind die Gesichter bekannt in der Szene:

Yochai Benkler:

  • we need to increase our use of peer-cooperativism to provide a practical and normative anchor for alternatives to the market production
  • Hat er jetzt gesagt? „Our experience whith the internet shows how to shape capitalism within the 21st century?“ Hat er das wirklich gesagt? Ich dachte, wir wollten das mit dem Kapitalismus irgendwie ändern.

Ugo Mattei und Janette Saenz (deputy mayor of Barcelona) reden kurz und knapp.
Mattei so: (via

only through tackling the corporations directly, it will be possible to implement the counterhegemonic use of the law

16:21 Uhr: Jemand twittert:

Here at the at the . It’s at its best: social, multilingual, solidaric & innovative

Und außerdem menschlich, denn jetzt gibt’s erstmal Kaffeepause.

16:42 Uhr: Drei der ca 10 sogenannten Policy Proposals wurden zur Vorstellung ausgewählt. Es geht los mit dem Democracy Paper.  Das könnt Ihr ja nachlesen.

16:55 Uhr: ein bisschen was aus der Debatte zum Demokratiepapier: Julia Reda, deutsche MEP von den Piraten, findet, dass es manchmal einfacher ist, europäische Gesetzgebungen zu beeinflussen als nationale, etwa weil die mediale Aufmerksamkeit geringer ist. Und sie sagt zu recht, dass es nicht nur ums Zuhören geht, sondern um das Follow up. Zuhören nutze nichts, wenn man die Vorschläge dann fallen lässt.
Ich denke ja, dass reimagining/reinventing democracy uns zunächst wegführt von der Idee, Gesetze ändern zu wollen (allerdings muss man Gesetze verhindern!).

17:00 Uhr: 

„How democratic do we really think we are? Is the European Comission not a bunch of bureaucrats and technocrats?“

findet Ivor Stodolsky und erntet Zustimmung. To schlägt er vor, …

„We democratize the Commission.“

17:02 Uhr: Jose Luis Vivero Pol stellt das Territories of Commons Papier vor. Sorry. muss jetzt GENAU zuhören. Das hab ich ihm versprochen. Great start anyway with a story of his mother!

Seine Beispiele: Water Tribunal of Valencia Huertas, Croft Lands, Allemansrätten, Baldios in Portugal, Montes Vecinais en Man Comun in Galicia, Cloughjordan Ecovillage in Irland, Transition Towns etc…

„Territories of Commons are 5% of Europe, 12 M ha“, sagt Vivero Pol.

„We can reach 10 or more.“

Nichtsdestotrotz: in der CAP, der gemeinsamen Agrarpolitik der EU kommt das kein einziges Mal vor.

17:08 Uhr: Jose Luis schließt eine engagierte und präzise Rede mit dieser Forderung:

„We need a special chapter in the next CAP reform proposal.“

Was in der Debatte sofort klar wird und auch in den Besprechungen unter den Kartiererinnen und Kartierern in der Runde wieder deutlich wurde: wir wissen noch nicht mal, was es alles gibt. Auftrag an alle: Make the commons visible! vgl. ICCA mapping initiative.

17:11 Uhr: Jetzt wird Gallizisch gesprochen oder sone Art „gallonhol“.  I love it!

17:16 Uhr: Im Grunde sagen alle: Commons sind da, produktiv sind sie auch. Lösungen und adaptierte Governance-Systeme entwickeln wir vor Ort, Beispiel Galizien:

Galícia as region where are fundamental (25% of the land), but are currently at stake due to privatisation.

Aber es fehlt Anerkennung und es kann nicht sein, dass z.B. die GAP der Entfaltung von Commons gar im Weg steht.

Gebraucht werden: Rechtliche Anerkennung! Politische Unterstützung!

17:18 Uhr: Und Vorschlag 3: EnergyCommons

Habe ich leider verpasst, denn soeben spazierte eine Freundin unbemerkt herein und riß  mich jäh aus meiner Konzentration 🙂

17:25 Uhr: Wir sind am Ende der Vorschläge. Was ich bisher hier wahrnehme habe ich in diesem Tweet zusammengefasst.

yeah and #MakeCommonsGreatAgain

Ich finde, das ist eine schöne Schlußzeile für diesen Blogeintrag. 🙂 Weiter geht’s ab jetzt nur noch auf twitter unter #commonsassembly

Ein Gedanke zu „#commonsassembly in Brüssel (2/2)

  1. Pingback: #commonsassembly in Brüssel (1/2) | CommonsBlog

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