Er ist jung, hervorragend ausgebildet und hat die städtische Commons-Bewegung „Zagreb ist UNSER!“ im biographischen Gepäck. Seit 2018 koordiniert Tomislav Tomašević das kroatische Pendant von Podemos, Možemo! Und seit gestern ist klar: Er wird der nächste Bürgermeister der kroatischen Hauptstadt! Die Nachricht sorgt international für Schlagzeilen und verschafft vielleicht auch der Commons-Bewegung einen Schub.
Bereits die erste Runde der Kommunalwahlen Mitte Mai hatte die komplexe bürgerbewegt-links-grün-alternative-Lokalparteien-Koalition nach einem Riesensprung in greifbare Nähe des Amtes gebracht. Nun hat sie 65,25% geholt und vier Jahre Zeit, Zagreb so zu verändern, dass mehr Freiräume entstehen, die Korruption sich hinten anstellen muss, die Verkehrs- und Energiewende gelingt und plausibel wird, warum eine Commons-Perspektive geeignet ist, die Demokratie auszuweiten wie Danijela Dolenec schreibt.
Dolenec steht als neue stellvertretende Bürgermeisterin im Rampenlicht. Beide (hier im Bild) haben Politikwissenschaften studiert und sich mit Umwelt- und Institutionalisierungsfragen beschäftigt. Beide haben sich die Offenheit für innovative Organisationsformen, den Blick auf die Kraft der Selbstorganisation und ein Perspektive bewahrt, die die Geschichte des ehemaligen Jugoslawiens respektiert, welche eine bemerkenswerte Geschichte der Selbstverwaltung ist. Beide haben sich mit Commons-Theorie und -Praxis nicht nur beschäftigt, sondern dazu auch publiziert.
Danijela, Tomislav und viele andere fellow-commoners vom Balkan haben sich bereits vor einigen Jahren für den vielzitierten Marsch durch die Institutionen entschieden. Und während in den deutschen und internationalen Zeitungen von einem grünen Wahlerfolg geredt wird, stellen sich mir zwei Fragen sehr unterschiedlicher Art. Die erste: Wie werden diese Institutionen ihr Denken, Fühlen und Handeln verändern? Und die zweite: Wird ein Commoner der nächste Präsident Kroatiens?
An dieser Stelle passt der Wahlkampfslogen der deutschen Grünen. #Allesistdrin, denn Možemo! liegt schon jetzt in der Wähler:innengunst auf Platz 3. Mit gerade einmal gut 8 Prozent – werden jetzt Einige einwerfen. Stimmt, aber es ist gut zu wissen, dass Tomašević vor 4 Jahren schon einmal für den Bürgermeisterjob von Zagreb kandidiert hat; auch damals an der Spitze einer Koalition, angeführt von den Commoners, von „Zagreb ist UNSER!“.
2017 erhielt er 3,94 % der Stimmen.