Gut drei Wochen Urlaub, wo anfangen? Ich hab‘ mich für die Münchner Demo gegen Patente auf Leben vom 14.04. entschieden. Denn eine Freie Gesellschaft braucht nicht nur eine Freie Presse und Freie Software, sondern auch (Patent-)Freie genetische Codes. Freie Schweine und Freien Brokkoli sozusagen. Das ist alles andere als selbstverständlich, wie Brokkoli- und Schweinepatent beweisen (Link zum Report über Patente auf Nutztiere). Deshalb haben…
„Rund 2000 Bauern, Tierschützer, Anhänger der Grünen und die katholische Landjugend Bayern … auf dem Münchner Marienplatz gegen das sogenannte „Schweinezuchtpatent“ protestiert. Die Parolen lauteten unter anderem: „Mitleid mit der armen Sau“ und „Freie Schweine braucht das Land“. Unter ihnen wehte die Fahne der Piratenpartei und das Gelb-Blau der Free Software Foundation (FSF): Rund 1000 Computerspezialisten solidarisierten sich mit den Bauern … Für sie gab FSF-Gründer Richard Stallman die Parole aus: „Patente auf Pflanzen und Tiere sind ein Angriff auf die Bauern, die ihre Arbeit tun. Patente auf Software sind ein Angriff auf Softwareentwickler, die ihre Arbeit tun.“
Hier bei Heise. Und hier Stallmans Rede Teil 1 und Teil 2 (Was haben Patente auf Leben mit Softwarepatenten zu tun?) auf youtube :
Anlass der Demo war das „Schweinezuchtpatent“ EP 165 1777, welches 2005 von Monsanto beantragt, 2008 erteilt, inzwischen erheblich verändert und an Newsham Choice Genetics verkauft wurde. Vergangene Woche, am Tag der Demo, lief die Einspruchsfrist beim Europäischen Patentamt aus. Mit mehr als 5000 Einsprüchen steht das Patent der US-Firma unter erheblichem Beschuss, schreibt Heise.
„Die Firma will ein Gentestverfahren in der Schweinzucht schützen lassen, mit dem ein bestimmter Rezeptor schnell erkannt wird. Schweine, die diesen Rezeptor im Gen haben, werden schneller fett und sollen bevorzugt weiter gezüchtet werden.“
Dazu Kein Patent auf Leben:
Das Patent erstreckt sich auf „die Zucht von ganz normalen, konventionell gezüchteten Schweinen“ … Die im Patent beschriebenen Merkmale finden sich bei allen Schweinerassen wieder – das Patent dient nicht dem Schutz einer Erfindung. …
In Europa sind inzwischen hunderte von Patentanträgen auf die konventionelle Zucht von Pflanzen und Tieren angemeldet. Gehen (sie) durch, haben Konzerne wie Monsanto nicht nur die Kontrolle über genmanipulierte Pflanzen, sondern auch über die normale Züchtung. Sie kontrollieren dann, was zu welchen Preisen auf den Markt kommt – Verbraucher, Landwirte und Lebensmittelhersteller geraten in völlig neue Abhängigkeiten. Bereits erteilt wurden Patente auf Brokkoli, Tomaten, Verfahren zur Zucht von Schweinen und Milchkühen.“
Was für eine bemerkenswerte Allianz: die Umweltbewegung, der Guru der Freien Software Bewegung und der Umwelt- und Gesundheitsminister Markus Söder (CSU), der meint:
„Ich wünsche mir eine möglichst große bürgerliche Bewegung, die das Recht auf freies Leben über die Gewinnmaximierung großer Konzerne stellt. Wir haben aus der Finanzkrise gelernt, dass diese Maximierung nicht immer segensreich ist.“
Es war klug von den Organisatoren, Stallman als Redner zu gewinnen! Er kann wie kaum ein anderer deutlich machen, dass die die Ethik, auf der Freie Software beruht – die Ethik des Teilens und die Ethik der Unabhängigkeit und Freiheit – und jene, für die die Umweltbewegung eintritt, viel miteinander gemein haben. Egal ob Software oder Saatgut, digitaler oder genetischer Code: Es geht um das Recht der Allgemeinheit auf fairen Zugang und gerechte Teilhabe an den Gemeingütern, gleich ob von der natürlichen und der Wissensallmende die Rede ist.
Mehr über das Recht auf freies Saatgut, freie genetische Codes und Freie Software hier im Wissensallmendereport.
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